das ding, das kommt: Teilhabe zum Blättern
Junge Strafgefangene, so steht es im Justizvollzugsgesetz (JVollzGB IV), sind zur Freizeitgestaltung zu motivieren und anzuleiten. Neben Sport und (Fern-)Weiterbildung nennt der Gesetzestext ausdrücklich auch die Möglichkeit, „den verantwortungsvollen Umgang mit neuen Medien zu erlernen und zu praktizieren sowie eine Bücherei zu benutzen“.
Wie so was aussieht, welche Bücher es gibt in so einer Jugendvollzugsanstalt, das hat Belia Brückner interessiert, Studierende an der Hamburger Hochschule für bildende Künste, oder genauer: Bachelor-Inhaberin.
Für ihre Rauminstallation, die den Lesestoff der örtlichen JVA Hahnöfersand, tja, greifbar macht, hat sie den diesjährigen Preis für die beste Abschlussarbeit bekommen; den vergibt seit 1998 die Karl-H.-Ditze-Stiftung. Genau genommen ist es wohl nur ein halber Preis, denn auch Noémi Barbaglia ist ausgezeichnet worden für eine Objektserie plus Skulptur.
An Brückners drei Bücherregalen lobte die Jury, dass die Künstlerin das deutsche Rechtssystem thematisiere, „indem sie Fragen nach gesellschaftlicher Teilhabe, institutionellem Zwang und Zugang zur Bildung stellt“ – und dabei ihre Recherche „auf äußerst plausible Art und Weise“ in den Ausstellungsraum übersetze. Alexander Diehl
Absolventenausstellung: Sa + So, 14–20 Uhr, HfbK, Lerchenfeld 2, Hamburg
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