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Vorschullehrer wollen mehr Geld

Anlässlich des 50. Jubiläums der Hamburger Vorschulen kündigt Bildungssenator Ties Rabe (SPD) neue Bildungspläne an. Die Gewerkschaft GEW kritisiert hingegen die geringe Bezahlung der Lehrkräfte

Lehrer*innen an Vorschulen sind die am schlechtesten bezahlte Gruppe von Lehrkräften

Von Kaija Kutter

Vorschulklassen gibt es nur in Hamburg. Die Bildungsinstitution, die auch ein Zankapfel ist, wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Für die Schulbehörde war das am Freitag der Anlass für einen feierlichem Empfang im Rathaus, bei dem 500 Sozialpädagogen geehrt wurden. Für die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) war es ein Anlass für Protest gegen schlechte Bezahlung.

Die Einrichtung von Vorschulklassen als Schulversuch hatte die Bürgerschaft am 29. Oktober 1969 mit den Stimmen aller dort vertretenen Parteien beschlossen, im Januar 1970 wurden in Horn und Finkenwerder die ersten je drei Vorschulklassen eingerichtet. Die bis dahin üblichen „Schulkindergärten“ wurden sukzessive ersetzt.

Heute kehren etwa 55 Prozent der Hamburger Kinder im Jahr vor der Einschulung der Kita den Rücken und besuchen stattdessen die Vorschule. „Tendenz steigend“, teilte Schulsenator Ties Rabe (SPD) mit. Die rund 9.200 Anmeldungen seien ein „klares Zeichen zunehmender Beliebtheit“.

Rabe kündigte nun an, er werde ab dem nächsten Schuljahr einen neuen Bildungsplan für die Vorschule in Kraft setzen. Kinder sollten in ihrer natürlichen Neugierde und Kreativität gestärkt werden. Zugleich setze man einen stärkeren Schwerpunkt auf „Kompetenzerwerb in der sprachlichen und mathematischen Bildung“. Der Bildungsplan liefere dafür „genauere Vorgaben und Unterrichtsbeispiele“.

Auf der anderen Seite werben auch die Kitas dafür, dass Eltern ihre Kinder bei ihnen lassen. In Kitas seien die Fünfjährigen „ein Jahr lang ,die Großen' im Haus“, sagte Martin Peters, Fachreferent beim Paritätischen Wohlfahrtsverband. Das sei eine wichtige Erfahrung. Die positiven Lernerfahrungen in überschaubaren Gruppen förderten „Freude, Stolz und Zuversicht – das sind wichtige Bausteine für einen guten Start in die 1. Klasse“.

Die GEW nahm die Feier zum Anlass für eine Protestaktion. Vorschullehrerinnen würden regelhaft nur mit einer „Zwangsteilzeit von 85 Prozent der Arbeitszeit eingestellt“, kritisierte Gewerkschaftsfrau Birgit Rettmer. Die Schulbehörde beharre darauf, dass die Leitung einer Vorschulklasse „inhaltlich keiner Vollzeitstelle“ entspreche.

Dazu komme, dass Vorschullehrerinnen die „am schlechtesten bezahlte Gruppe von Lehrkräften in Hamburg“ bildeten. Sie bekämen bis zu 700 Euro weniger als Grundschullehrer. Die Rathaus-Feier sei als Anerkennung „lange überfällig“, ersetze aber nicht die nötige Anhebung der Vergütung.

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