Im Adlon : Die Bodyguards
„Heute kriegst du deinen ersten Bodyguard“, sage ich zu Fup. Fup sagt nichts. Es scheint ihn nicht zu interessieren. Dabei gibt es nun weiß Gott nicht so viele kleine Jungs, die einen Bodyguard kriegen. Und hier in Kreuzberg schon gleich gar nicht. Müssen sie auch nicht. Hier gibt es ja Mütter. Da könnten Bodyguards sowieso einpacken.
Aber jetzt muss ich erst mal Brötchen holen. Als ich zurückkomme, frage ich: „Na, sind die harten Jungs schon da?“ Sie sind es tatsächlich. Einer steht unauffällig in der Ecke der Bibliothek, schwarzes Jackett, breitbeinig und mit gefalteten Händen vor seinem Geschlecht, also genau so, wie man das aus den amerikanischen Filmen kennt. Der Bodyguard sagt nichts. Er hat Prüfung und muss uns 24 Stunden lang beschützen und dabei so tun, als sei er gar nicht da. Ich gucke aus dem Fenster und sehe zwei schwarze Männer auf und ab schlendern. Manchmal sprechen sie in ihr Handgelenk und sagen, dass „das Objekt“ sauber sei.
Ich mache Fup und den Bodyguard miteinander bekannt. Der Bodyguard nimmt Fup in den Arm und hält ihn. Ich mache ein Foto, damit ich einen Beweis habe. Wer weiß, vielleicht glaubt mir Fup das später nicht. Damit die Jungs was zu tun kriegen, gehen wir ins Adlon. Ich frage, ob ich die Luxus-Suite mal sehen könne. Meine Frau und ich würden uns überlegen, hier abzusteigen. Und bitte auch den Konferenzraum. Meine Frau sei im Vorstand eines Konzerns. Was man halt so redet. Mit Bodyguards ist das ja alles kein Problem.
Danach gehen wir noch in die Sauna. Mich interessiert einfach, wie die Jungs das hinkriegen. Würden Sie auch gerne wissen? Dann suchen Sie sich doch Ihren eigenen Bodyguard. Als ich am nächsten Morgen Brötchen hole, stehen sie immer noch vor dem Hauseingang und sichern das Objekt. Irgendwann sind sie verschwunden. Schade. Ich hatte mich gerade ein bisschen an sie gewöhnt. KLAUS BITTERMANN