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Mit lila Tinte

Notizbuch: „Mrs Dalloway“ im Manuskript lesen

Virginia Woolf hatte eine klare, sehr genaue, tatsächlich sehr gut lesbare Handschrift. Sie schrieb am liebsten mit lila Tinte, manchmal aber auch mit Schwarz oder Blau. Den ersten Entwurf ihres berühmten Romans „Mrs Dalloway“ legte sie in drei Notizbüchern nieder. Sauber und ordentlich, nach durchdachter, stets kontrollierter Schreibarbeit sehen die Seiten aus. Die Absätze rückte sie etwas ein, am Rand notierte sie Wortzählungen und Korrekturen. Manche Abschnitte schrieb sie mehrmals. Den berühmten ersten Satz – „Mrs. Dalloway said she would buy the flowers herself“ – fand sie erst mitten im Schreibprozess; er erscheint erst im zweiten der drei Notizbücher.

Fans der britischen Schriftstellerin können die Entstehung ihres längst klassisch gewordenen vierten Romans nun auf das Genaueste selbst nachvollziehen. Der Pariser Verlag SP Books hat das Manuskript zu „Mrs. Dalloway“ in einer sehr schönen Ausgabe faksimiliert (die auf 1.000 Exemplare festgelegte und 384 Seiten umfassende Edition kostet allerdings 220 Euro, Genaueres unter spbooks.com).

Die Original-Notizbücher wurden nach ihrem Tod 1941 von ihrem Ehemann Leonard Woolf an Vita Sackville-West geschickt, ihre Freundin und Geliebte. Nach deren Tod wiederum gingen sie 1962 an die British Library. Literaturwissenschaftlich ist die Entstehung des Romans längst erforscht, durch die neue Edition kann man nun aber eben auch zu Hause die sorgfältige Arbeit an dem Roman in Augenschein nehmen und die Aura des handgeschriebenen Manuskripts auf sich wirken lassen.

Wie toll etwa, wenn man am Kopf einer Seite auf die in Klammern gesetzte ­Notiz stößt: „(a delicious idea come to me that I will write anything I want to write)“. (drk)

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