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Bücher, die „unwiederkäuflich“ sind

Rund um die Künstlerbibliothek im Allgemeinen und das Buch im Besonderen dreht sich „Erlesene Bibliotheken – Artists’ Libraries“, eine Ausstellung in der Akademie der Künste

Von Sophia Zessnik

„Dort ist meine Heimat, wo ich meine Bibliothek habe“, sagte Erasmus von Rotterdam. Ein Satz, so gewichtig und schwer, wie es die Bücherkisten bei jedem Umzug sind. Ob Inspirationsquelle, Arbeitswerkzeug oder schlichtweg Deko-Accessoire – die eigene Büchersammlung möchte man nicht missen.

Die Akademie der Künste (AdK) widmet dem gedruckten Wort eine Ausstellung: „Erlesene Bibliotheken – Artists’ Libraries“ zeigt Werke aus Privatsammlungen verschiedener Künst­ler_innen. Darunter befinden sich annotierte Exemplare, zensierte Drucke, bibliophile Werke in Kleinstauflagen und Samisdat-Produktionen. Mit handschriftlichen Vermerken, Unterstreichungen, sogar Eselsohren geben sie Einblicke in Arbeitsprozesse. Einige sind Zeugnis besonderer Freundschaften: Geschriebene, teils gezeichnete Widmungen machen aus dem Gedichtband ein Unikat, aus einem Roman ein Sammlerstück.

„Otto herzlichst zugeeignet zum Abschied von Europa“ – vermerkte der Dada-Künstler George Grosz auf dem Titelblatt eines Werkes, das in den Besitz des befreundeten Malers Otto Schmalhausen ging. Wer auf die ebenso vermerkte Jahreszahl achtet, 1933, dem wird der zeitgeschichtliche Hintergrund dieses Präsents deutlich. So wird aus Büchern nicht nur der Nachlass eines Künstlers, sondern eine Quelle, die Auskunft über kollegiale und freundschaftliche Netzwerke gibt.

Vieles ging verloren, bei Flucht und Vertreibung blieb oft zurück, was den Menschen am Herzen lag. „Unwiederkäuflich“ nannte Nelly Mann die Bibliothek ihres Mannes Heinrich – was wir sehen, sind Fragmente davon. Doch diese sind bedeutende Dokumente für die Forschung: das kleine Abc des „Wer kennt wen“.

„Hat das analoge Buch in der digitalen Welt noch eine Zukunft?“, fragt ein weiterer Teil der überschaubaren Ausstellung. In Interviews stellen sich Mitglieder der AdK dieser und weiteren Fragen rund um das Buch, seine Bedeutung und seine Zukunftsperspektiven, darunter die höchst sensible nach der „richtigen“ Ordnung der eigenen Bibliothek. Ergebnis: Der intellektuellen Generation 45+ brauche ich mit meinem Bücher-qua-Farbe-sortiert-Konzept nicht zu kommen, hier wird traditionell alphabetisch oder nach Genre geordnet.

Interessant auch die Frage nach dem Wegwerfverhalten lesender Künstler_innen: Kommen Bücher auch mal in die Tonne? Das bringt dann doch niemand übers Herz. Stattdessen stapeln sich Bücher in Hausfluren, auf (Fenster-)Bänken und in zu Tauschbörsen umgebauten Telefonzellen. Zumindest in Berlin.

Trotz digitalem Leseaufkommen, dessen praktischer Aspekt hier außer Frage steht – weil größere Buchstaben, Beleuchtung und im Urlaub viel weniger zu schleppen –, wird am Fortbestehen des analogen Buches nicht gezweifelt. Im Gegen­teil, denn das Haptische gehöre zum Lesen wie das Visuelle. Ein E-Book lasse sich auch viel schlechter weitergeben, sofern das Gegenüber nicht über ein entsprechendes Endgerät verfüge. Weitergeben ist das Stichwort: Nur wer weitergibt, erhält.

So besitzt die Akademie der Künste mehr als 300 Arbeitsbibliotheken, vermacht von Künst­ler_innen oder deren Nachkommen. Mit der aktuellen Ausstellung gewährt sie den Be­sucher_innen einen Einblick in selbige.

Bis 16. Juni, AdK, Pariser Platz 4, Eintritt frei

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