: Lehrer Lemke und sein Werk
Wie Lehrer Lämpel bei Wilhelm Busch könnte SPD-Bildungssenator Willi Lemke Ärger drohen. Er lobt zwar Schulsanierungen, muss aber mit Widerstand wegen Schulschließungen umgehen
bremen taz ■ Fleißig ist Bildungssenator Willi Lemke (SPD) auf jeden Fall. Und die Ordnung liegt ihm auch am Herzen. „Schön“, ist eines der Worte, dass „Lehrer“ Lemke bei der Besichtigung seiner Bremer Schulen gern gebraucht. Rund 64 Millionen Euro gibt der Senator im laufenden Jahr für die Sanierung aus, davon 3,8 Millionen Bundesmittel, die für den Aufbau von Ganztagsschulen aufgewendet werden.
Wie viel Lemke im nächsten Jahr ausgeben kann, um seine maroden Schulen zu modernisieren, ist noch nicht klar. Er geht davon aus, dass er durch den Verkauf von Schulgebäuden, die durch Schließung einzelner Standorte frei werden, einen „großen Anteil für eine ähnlich hohe Summe wie in diesem Jahr“ über die Gesellschaft für Bremer Immobilien (GBI) an das Finanzressort vermitteln kann. Es gehe aber nicht darum, attraktive Schulen zu verkaufen, um möglichst viel Geld für weitere Sanierungen in die Kassen zu bekommen. Bei der GBI ist man jedoch mehr als skeptisch, ob sich die maroden, leer geräumten Schulen überhaupt vermarkten lassen.
Schnell könnte der Leerstand der Grundschule Auf der Hohwisch blühen. Der Hastedter Schule droht nach dem Konzept des Bildungssenators das Aus. In dem Gebäude residiert die Schulgeschichtliche Sammlung, deren Förderer in der Frage eines Umzugs gespalten sind. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die die kleine einzügige Schule mit der Ausstellung in dem denkmalgeschützten Gebäude halten wollen. Andere präferieren einen Umzug in eine ehemalige Stauerei in der Überseestadt, in die Nähe zu anderen Museen. Mitglieder der Stadtteilinitiative Hastedt wollen sogar konkrete Umbaupläne gesehen haben, mit Zeitangaben und genauen Daten. Sie fürchten, dass ihre kleine Schule weichen muss, wenn erst die Sammlung aus der Schule auszieht.
Die Pläne soll Klaus Hübotter erstellt haben. „Quatsch“, sagt der, es gebe nur schnelle Skizzen. Man sei zwar mit der Schulgeschichtlichen Sammlung im Gespräch, aber es gebe auch noch andere Interessenten für das Gebäude. Die Frage des Umzugs sei politisch, da werde er sich nicht einmischen.
Auch das Bildungsressort bestreitet konkrete Pläne. „Es ist nichts entschieden“, sagt Sprecher Rainer Gausepohl. Es gebe auch Ideen, die Kinderschule von der Schwachhauser Heerstraße nach Hastedt umzusiedeln, da sei „vieles im Fluss“.
Schulschließungen bergen immer Konfliktstoff, auch für „Lehrer“ Lemke. Gut möglich, dass ihm seine Pläne noch um die Ohren fliegen. „Ich fühle mich in der Verantwortung, den Menschen zu erklären, warum gerade ihre Schule geschlossen wird“, sagt der Senator. Angesichts sinkender Schülerzahlen seien Schulzusammenlegungen unumgehbar, die klamme Haushaltslage jedenfalls zwinge den Senat dazu.
Das ist schon in der Alexander-von-Humboldt-Schule geschehen, wo die gymnasialen Oberstufen aus der Neustadt und aus Huchting zusammengeschlossen werden, dazu kamen Schüler aus der Schule am Willakedamm, die geschlossen wird. Dafür ist das Schulgebäude an der Delfter Straße seit 30 Jahren zum ersten Mal umfassend saniert worden, die Schüler aus der Neustadt müssen nun sechs Kilometer weiter zur Schule fahren. Für den neuen stellvertretenden Leiter der Humboldt-Schule zwar eine „Crux“, dennoch sei es wichtig, dass das gute Schulkonzept in einer neuen Schule aufgehen könne, sagt Wolfgang Kuhlmann. Der Umbau ist für Schulleiter Jürgen Hildebrandt ebenfalls nicht zentraler Grund für stabile Anwahlzahlen, das sei das pädagogische Konzept, bei dem er sich durchaus im Wettbewerb mit anderen Schulen sieht.
Diesen Wettbewerb will auch Willi Lemke fördern. Denn schließlich geht ohne Fleiß nichts in der Schule. Vor ein paar Jahren sei bei Elternabenden manchmal nicht mal ein Raum frei gewesen, unter dessen gebe es überall Engagement, nicht nur in den sanierten Schulen. So hat Lehrer Lemke in seiner Amtszeit doch viel schönes gesehen – bis jetzt. kay müller