überm strich:
Wer glaubt eigentlich noch, dass die Brit*innen wirklich rauswollen aus der EU? Angesichts des zweiten englischen Fußballwunders binnen 24 Stunden – die Tottenham Hotspurs retteten sich am Mittwochabend gegen Ajax Amsterdam nach 0:2 Rückstand mit einem 3:2 in der sechsten Minute der Nachspielzeit gerade noch so ins Finale – sind nun die letzten Zweifel vom Tisch: Die Briten wollen nicht aus der EU! Fußballfans aus London und Liverpool dürfen nun auf spanisches Exil hoffen: Atlético Madrid hat sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, am 1. Juni provisorisch mehr als 60.000 britische Asylsuchende aufzunehmen. Um die politisch gebeutelten Exilant*innen aufzumuntern, gibt’s – was auch sonst – ein Fußballspiel.
Aus London abgereist ist derweil bereits Ex-Baywatch-Darstellerin Pamela Anderson, die ihre Bekanntheit dafür nutzen möchte, um in Berlin für DiEM25 und den „Green New Deal“ auf Stimmenfang zu gehen. Nein, Anderson trat nicht im Rot der Liverpooler „Reds“ auf! An einem Liverpool-Comeback arbeitet nun nicht mehr nur die britische Premierministerin Theresa May. Auch der dänische Ministerpräsident Lars Løcke Rasmussen merkte mit Blick auf die ernüchternden Umfragewerte seiner Venstre-Partei (17,5 Prozent) an: „Es hat auch keiner daran geglaubt, dass Liverpool das schaffen könnte.“ Um die fehlenden 10 Prozentpunkte zu den Sozialdemokraten aufzuholen, setzt er auf eine Abspaltung von Europa: Die dänischen Parlamentswahlen finden nun nicht zeitgleich mit der Europawahl statt, sondern am 5. Juni.
Am 9. Mai wird in Russland dagegen nicht gerüttelt: Anlässlich des „Tags des Sieges“ marschierten auf dem Roten Platz 13.000 russische Soldat*innen an Präsident Wladimir Putin vorbei. Panzer, mobile Luftabwehrsysteme und Flugzeuge gab es auch noch zu sehen. Manch ergraute/r EU-Parlamentarier*in mag angesichts der Ausführungen von Österreichs Kanzler Sebastian Kurz beim EU-Gipfel in Sibiu errötet sein: Kurz (32) forderte einen „Generationswechsel und einen neuen zeitgemäßen EU-Vertrag“.
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