berliner szenen
: Dehnen heute verrutscht

Ich steh vor dem Kursraum und warte. Im Raum ist Yoga. Nur sieht es nicht aus wie Yoga, was die da machen – sie springen auf Hocker und wieder runter. Aber dann wiederum ist Yoga in Fitnessstudios öfters mal komisch; ich weiß das, ich hab das probiert. War nicht so der Hit, muss ich mal sagen, und hat mich auch ziemlich skeptisch gegenüber Kursen in Studios gemacht.

Aber heute steht „Rückenstretch“ auf dem Programm; da kann nicht viel schiefgehen. Im Gegenteil: Richtig gut wird das bestimmt – bisschen rekeln, bisschen strecken, alles ganz faul.

Nur ist keine_r ganz faul – kaum sind die Yogakursler raus, eilen die Rückenstretcher rein, hin zu den Trampolins in der Ecke, ziehen sich eins raus und stellen es auf.

Trampolin?, denk ich. Okay, kann ja sein – wenn die hier schon Yoga auf Hockern machen … Trotzdem bin ich irritiert, schaue mich um. Und da sehe ich’s dann: das Stück Papier an der Wand, den ausgedruckten Kursplan. So ausgedruckt ist der viel übersichtlicher als online, und weil er das ist, fällt’s mir sofort auf: Heut ist gar nicht Rückenstretch-Tag! Und das Yoga war auch kein Yoga, sondern Bauch-Beine-Po.

Das beruhigt mich ein bisschen, dass Yoga nicht noch komischer geworden ist, als es damals schon war, als ich’s probiert habe. Aber so richtig begeistert bin ich nicht. Ich wollte doch faul sein jetzt!

Egal, denk ich. Jetzt bin ich hier, und öfter Sport machen wollt ich doch auch. Also spring ich, 45 Minuten am Stück, auf und ab. Etwas langweilig finde ich das aber schon, muss ich mal sagen – bis ich mich an den Kursplan erinnere. Und wenn ich da erneut die Tage vertausch, dann mach ich grad nicht „Jumping“, sondern „Bodystyling – Be Sexy“. Oder „Bootcamp“ vielleicht? Das wollt ich schon immer mal machen – hiermit erledigt, ganz nebenbei und somit doch irgendwie faul. Joey Juschka