: kurzkritikRiester: Alles eine riesige Rederei
Mitreden! So steht es in großen Lettern auf einem Transparent bei der SPD-Wahlkampfveranstaltung mit Ex-Minister Walter Riester und dem Bundestagsabgeordneten Volker Kröning. Also gut: Wer ist der beste Redner in dem schlichten, renovierten Saal der Jugendherberge? Vor allem das Publikum der Familienveranstaltung müht sich, bei einem Thema, zu dem jeder was sagen kann: Soziale Gestaltung der Globalisierung. Man hätte auch gleich: „alles“ auf die Einladung schreiben können.
So äußern sich die Zuhörer, die im Anschluss an Vorträge keine Fragen stellen, sondern Statements abgeben. Jeder erzählt mal seine Erfahrungen und Einstellungen. Eine kennt sich in Afrika aus, ein anderer ist in Brasilien kundig, noch eine sagt, dass Kohl für die Massenarbeitslosigkeit verantwortlich sei. Eine Diskussion ist das nicht.
Nur die Politiker versuchen, auf die Anmerkungen einzugehen. Walter Riester hat sich ein neues Themengebiet erarbeitet, nachdem sein Bundeskanzler nicht mehr wollte, dass er die nationale Arbeitslosigkeit bekämpft. Er spricht bedächtig, macht Pausen. Das verleiht seinen Worten Nachdruck und bringt Beifall. Riester ist älter geworden, hätte er mehr Furchen im Gesicht, sähe er aus wie Heiner Geißler. Kröning spricht hakender, abschweifender, wahlkämpferischer, ist bemüht, es allen Recht zu machen, was gelingt: Einigen können sich Alle darauf, eine menschliche Welt gestalten zu wollen. Wie, bleibt unklar, aber macht nix. Schön, dass sie drüber gesprochen haben. kay müller