piwik no script img

Archiv-Artikel

Wache weg, Museum her

MILLERNTOR Fans des FC St. Pauli planen Proteste gegen neue Stadionwache in der Gegengeraden

Mit vielfältigen Aktionen wollen diverse Fangruppen des FC St. Pauli gegen die geplante Seit-an-Seit-Unterbringung einer gut 432 Quadratmeter großen Polizeiwache und des Fanladens in der neuen Millerntor-Gegengraden protestieren. So soll das Heimspiel gegen den VfR Aalen am 25. September ganz im Zeichen des Widerstands gegen die geplante „Goliathwache“ stehen.

Bereits am kommenden Mittwoch wird es ab 18.30 Uhr eine symbolische Grundsteinlegung einer neuen „Domwache“ außerhalb des Stadions geben – dort wo die „Bedarfswache“ nach Meinung vieler Fans auch in Zukunft untergebracht werden sollte. Die geplanten Aktionen sind das Ergebnis eines Vernetzungstreffens, auf dem am Freitag knapp 250 Anhänger des Zweitligisten das Centro Sociale aus allen Nähten platzen ließen.

„Wir bekommen Deutschlands größte Stadionwache und dafür nur das kleinste Vereinsmuseum“, schimpfte einer der Anwesenden. Denn für ein solches ist in der neuen Tribüne mit unter 400 qm Ausstellungsfläche derzeit weniger Platz vorgesehen als für die Polizei. Zum Vergleich: Die „Jahrhundert-Ausstellung“ zum runden Vereinsjubiläum des 1910 gegründeten Clubs verschlang 800 qm Fläche.

Zudem erinnerten einige der im Centro Versammelten an die Übergriffe der Polizei auf die Fankneipe „Jolly Rogers“ und die Auseinandersetzungen zwischen St.-Pauli-Fans und Polizei beim Schweinske-Cup im vergangenen Januar. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das zur Eskalation führt“, bewertete ein Anwesender die neue Nachbarschaft: „Da tickt dann eine Zeitbombe“.

Unmut lösten bei dem „Vernetzungstreffen die Äußerungen von Vereinsgeschäftsführer Michael Meeske aus, der tags zuvor verkündet hatte, es gäbe „leider keine realistische Chance, eine externe Lösung zu finanzieren“. In einer Gegenstellungnahme heißt es nun: „Nur wenn man eiskalt kapitalistisch plant, kann man dieser Logik überhaupt folgen. Und das können wir als Fans einfach nicht.“  MARCO CARINI