: Mit TÜV, aber ohne Qualm
Niedersachsen: Für 900.000 Schüler enden in dieser Woche die Ferien. Zahl der Erstklässler sinkt kontinuierlich
Schlimm, aber wahr. Für über 900.000 Jungen und Mädchen in Niedersachsen geht die schönste Zeit des Jahres zu Ende: Die Sommerferien enden am Mittwoch, erster Schultag ist der Donnerstag. Am Samstag beginnt die Einschulung von rund 88.300 ABC-Schützen. Die Zahl der Erstklässler sinkt inzwischen von Jahr zu Jahr kontinuierlich, diesmal werden in Niedersachsen rund vier Prozent weniger Kinder eingeschult als 2004.
CDU-Kultusminister Bernd Busemann hat eifrig reformiert: Auch in diesem Schuljahr ändert sich einiges. Das Rauchen wird für Schüler wie Lehrer verboten, auch bei Schulfesten und Klassenfahrten. Wer trotzdem qualmt, muss mit Sanktionen rechnen. Gespräche und schriftliche Ermahnungen, im Extremfall können die Strafen bis zum Schulverweis reichen. Auch für Alkohol bei Festen und Klassenfahrten soll es künftig strengere Vorgaben geben, nur bei Jubiläums- oder Entlassungsfeiern sind Ausnahmen möglich.
Etliche der 3.500 Schulen im Land werden zudem Besuch vom Schul-TÜV bekommen. Ausgebildete „Inspektoren“ schauen den Lehrern im Unterricht auf die Finger und befragen Schüler, Eltern und Pädagogen, wie sie mit der Arbeit der Schule zufrieden sind. Dabei geht es auch um das Abschneiden der Schüler bei landesweiten Vergleichstests, die Sitzenbleiber-Quote oder regionale Besonderheiten – etwa, ob die Schule in einem Problemviertel liegt.
Für die Gymnasiasten wird das Abitur schwieriger. Die Abiprüfung besteht nun aus fünf statt aus vier Fächern. Die Wahlfreiheit wird zudem eingeschränkt: Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache müssen bis zum Abitur beibehalten werden. Eingeführt wird außerdem ein „Seminarfach“, das auf die Universität vorbereiten soll. Wegen des zunehmenden Rechtsextremismus wird das Fach Politik mit zwei Wochenstunden ein Jahr lang Pflicht.
Auch an den Hauptschulen gibt es Neuerungen: Ihre Schüler sollen durch regelmäßige Praxistage in den Klassen 8 und 9 einen besseren Einblick in das Berufsleben bekommen. Für alle in den Klassen 1 bis 10 gleich ist der geplante „Fitnesstest“.
Und auch die Rechtschreibreform wird nach jahrelangem Hü und Hott verbindlich – zumindest in Teilen. Erneut diskutieren muss der Landtag demnächst die von der schwarz-gelben Landesregierung beschlossene Abschaffung kostenloser Schulbücher in Niedersachsen: Eine Volksinitiative hatte mehr als 70.000 Unterschriften gesammelt und so eine erneute Debatte durchgesetzt. taz/dpa