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Archiv-Artikel

Fahrradpolitik nimmt Fahrt auf

MOBILITÄT Bürgerschaft macht die Fortbewegung per pedales zunehmend zum Thema. Jetzt will auch der Bezirk Nord ein Radverkehrskonzept erarbeiten

Radeln nach Plan

■ Die Radverkehrskonzepte der Bezirke sollen das gesamtstädtische Netz auf lokaler Ebene verfeinern.

■ Radwege befinden sich auf Gehsteigen, Radfahr- und Schutzstreifen auf der Fahrbahn. Schutzstreifen sind schmaler und dürfen im Gegensatz zu Radfahrstreifen von Autofahrern bei Bedarf befahren werden.

■ Radfahrstreifen gibt es nach einer Aufstellung der Verkehrsbehörde 46, davon ist einer im Bau, zwei sind in Planung.

■ Schutzstreifen gibt es zwölf, drei sind im Bau, drei geplant.

In die Radverkehrspolitik ist Bewegung gekommen. Nicht nur die Grünen sondern auch Abgeordnete der FDP und der CDU stellen in der Bürgerschaft Anfragen und Anträge zu dem Thema. Nach den Bezirken Mitte und Eimsbüttel will jetzt auch der rot-gelb regierte Bezirk Nord ein Radverkehrskonzept erarbeiten. „Mittlerweile wollen alle im Parlament vertretenen Parteien den Radverkehr stärken“, sagt der grüne Bezirksabgeordnete Martin Bill. Das auf Antrag der Grünen einstimmig beschlossene Konzept solle zeigen, welche Projekte am nützlichsten seien.

Anfang 2008 hat der noch allein von der CDU besetzte Senat mit seiner Radverkehrsstrategie beschlossen, den Anteil des Fahrradverkehrs bis 2015 auf 18 Prozent zu steigern. Das Haupt(Velo)-Routennetz soll ausgebaut und geschlossen werden, die Bettelampeln abgeschafft und Abstellmöglichkeiten geschaffen werden.

Nun lag der Radverkehrsanteil nach der jüngsten verfügbaren Zahl von 2008 bei zwölf Prozent und der Staatsrat der Verkehrsbehörde, Andreas Rieckhof (SPD), erklärte vergangenen Winter, bis 2015 die 18 Prozent zu erreichen, sei unrealistisch. Dennoch ist die Dynamik zu spüren.

Das zeigt schon die ungewöhnliche Aktivität der Bürgerschaft: Sind aus der Zeit der CDU-Alleinregierung bis 2008 in vier Jahren 51 Anträge, Anfragen und Protokolle in der Parlamentsdatenbank zu finden, waren es in den drei Jahren Schwarz-Grün bis Schwarz 67 und in den vergangenen anderthalb SPD-Jahren 68.

Dabei setzen längst nicht nur die Grünen oder die Linkspartei den SPD-Senat unter Druck: Auch Abgeordnete der FDP und CDU machen sich über bessere Radwege und sichere Abstellmöglichkeiten Gedanken.

Im Straßenbild zeigt sich, dass die Baubehörde umgedacht hat: Wenn sie baut, errichtet sie in der Regel breitere, rüttelarme Radwege. Auch dass der Verkehr an Kreuzungen besser geführt wird, ist an einigen Stellen zu sehen. Selbst mit dem Gedanken, Radfahr- und Schutzstreifen anzulegen, scheinen sich Verkehrs- und Innenbehörde anfreunden zu können. Wie vom Radlerclub ADFC oft gefordert, erlauben sie es, auf der Fahrbahn zu radeln.

„Radfahrstreifen sind sicherer als Radwege, weil sich die Radler immer im Blickfeld der Autofahrer befinden“, sagt Helma Krstanoski von der Baubehörde. „Deshalb favorisiert dieser Senat Radfahrstreifen oder Schutzstreifen.“ Ab einem bestimmten Autoverkehr seien Radler aber auf einem Radweg sicherer.GERNOT KNÖDLER