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Andreas Speit Der rechte RandWieso die Identitären im Norden gerade unsichtbar sind

Die Identitären haben eine Krise. Schlimmer noch: Götz Kubitschek, neu-rechter Publizist, hält die selbsternannte Bewegung gar für scheintot. Auf dem Internetportal „Sezession“, das Kubitschek selbst betreibt, wirft er die Frage auf, „wie lebendig die IB noch ist“.

Daraufhin antwortet der leitende Kader Martin Sellner: „Von der ‚Offensive’ ging es erstmals auf allen Ebenen in den Verteidigungsmodus.“ Und Verteidigung heißt bei der IB anscheinend: Unsichtbar machen! Zwar haben im Norden einzelne Anhänger in den vergangenen Wochen kleinere politische Interventionen vorgenommen, wollten dabei aber unentdeckt bleiben. So nahmen sie an der bundesweiten Aktionswoche der Identitären Bewegung gegen „No-go-Areas“ teil. In Hannover, Braunschweig und Salzgitter befestigten sie Schilder mit dem Slogan, um auf „ausländische Parallelgesellschaften aufmerksam zu machen“.

Doch ob Autofahrer oder Passanten auf die Schilder aufmerksam wurden, darf bezweifelt werden. Wo die Identitären doch immer fleißig die sozialen Netzwerke befüllen, herrschte dieses Mal gähnende Leere. Keine Aufnahme von Passanten die mit Flugblättern belästigt werden. Kein Logo, kein Foto weit und breit. Und googelt man „No-go-Areas“, finden sich nur Hinweise auf Angsträume wegen militanter Rechtsextremer oder rechtsfreie Räume wegen erhöhter Kriminalität.

An der Provokation scheinen die Identitären in Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen momentan nicht wirklich Interesse zu haben. Denn normalerweise stellt die selbsternannte „Avantgarde“ von heute bundesweit 500 Aktivisten, getreu ihrer Strategie, im vorpolitischen Raum Diskurse gegen „Überfremdung“ und „Umvolkung“ zu befeuern, die noch so kleinste Aktion online. Die Hamburger IB wünscht auf ihrer Webseite stattdessen „frohe Weihnachten!“.

Vor wenigen Tagen störten IBler in Hildesheim die Kundgebung „Pulse of Europe“. Acht Aktivisten kamen zu der Pro-Europa-Kundgebung mit Schildern gegen die Europäische Union. Auch das eher ein Aktiönchen.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Vom Scheintod der IB will der Österreicher Martin Sellner aber nichts wissen. Er jammert, dass im vergangenen Jahr der Druck auf die rechtsextreme Bewegung gestiegen sei und dass es schwierig sei, mit verbindlichen Kadern stabile Strukturen aufzubauen. Er sagt weiter, dass „der metapolitische Weg auf der Gipfellinie“ „ein täglicher, zäher Stellungskampf“ sei. So mit sich selbst beschäftigt, kommt der Output dann zu kurz. Bleibt zu hoffen, dass die „Organisationskrise“ noch ein bisschen anhält.

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