: Räumung mit Hundertschaft
In Vegesack hat die Polizei mit einem Großaufgebot eine Wohnung geräumt. Sogar umliegende Straßen wurden abgesperrt. Am Montag konnten Aktivist*innen die angedrohte Zwangsräumung noch verhindern
Von Stefan Simon
Die Polizei hat am gestrigen Donnerstagmorgen mit einem Großaufgebot die Wohnung eines Mieters in Vegesack geräumt. Die Einsatzkräfte sperrten die Straßen rundherum ab.
„Wir haben diese Maßnahmen angewendet, damit die Gerichtsvollzieherin ihre Arbeit machen kann, und wir natürlich auch damit rechnen mussten, nochmals auf Widerstand zu stoßen“, sagt Jana Schmidt, Sprecherin der Bremer Polizei.
Am Montag noch konnte das „Bündnis Zwangsräumungen verhindern“ den Zugang zu eben dieser Wohnung blockieren und somit die anberaumte Zwangsräumung verhindern, wie die taz am Dienstag berichtete.
Die Wohnung wurde geräumt, weil laut Vermieter, der Wohnungsbaugesellschaft Brebau, der Mieter seine Miete mehrfach nicht gezahlt hatte. Dem widerspricht der Bremer Erwerbslosenverband (BEV). Tobias Helfst, Sozialberater beim BEV, erklärte, der Mieter habe zwei Monatsmieten in Höhe von 835 Euro nicht bezahlt, aber: „Diese Summe ist beglichen“, sagt er.
Der Betroffene hatte laut Helfst noch am Mittwoch versucht, einen Einblick in die offenen Rechnungen zu bekommen. „Die Brebau verweigerte ihm die Einsicht, obwohl wir signalisiert hatten, dass wir, wenn noch eine Miete offen ist, direkt begleichen würden“, sagt Helfst.
Möglicherweise hätte das die Räumung aber auch nicht verhindern können. Denn der Räumungsbescheid wäre auch in diesem Falle weiterhin gültig, sagt Stefanie Tönjes, Pressesprecherin am Amtsgericht Blumenthal.
Zu dem massiven Polizeiaufgebot heißt es aus dem Innenressort, die Polizei sei lediglich hinsichtlich der Zwangsräumung in Amtshilfe für das Amtsgericht tätig geworden.
In Bremen-Nord kam es 2018 zu 106 Zwangsräumen. Ein Jahr zuvor waren es noch 141. „Die Entwicklung der Räumungen im Vergleich zu den Vorjahren 2015 bis 2017 ist schwankend und im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig“, sagt Tönjes.
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