Hanseaten als Herren Honkongs

Sich abschotten, sich bedienen lassen und die Landschaft genießen: Eine Kabinettausstellung des Überseemuseums erlaubt Einblicke in den kolonialistischen Alltag von Bremer Kaufleuten in Hongkong

Der Bremer Kaufmann Johann Lauts macht eine Landpartie mit Hunden und Söhnen Foto: Überseemuseum

Einen fotografischen Einblick in den kolonialen Alltag deutscher Kaufleute in China um 1900 vermittelt eine Sonderausstellung, die das Bremer Übersee-Museum von diesem Freitag an zeigt.

Am Beispiel des Bremer Kaufmanns Johann Lauts (1855–1944) werde deutlich, wie stark sich die Kaufleute von der chinesischen Bevölkerung abgeschottet hätten, erläuterte am Donnerstag Kurator Jan Waßmann. Die Ausstellung unter dem Titel „Hongkong Connection“ zeigt 40 historische Fotografien und zwölf Objekte aus der Sammlung des Museums.

Lauts ging 1878 nach Hongkong, um für die Bremer Firma Melchers & Co. zu arbeiten. 1884 machte er sich selbstständig und erwarb ein Vermögen durch Import von Waren wie Bremer Bier, mit der Verschiffung chinesischer Arbeitskräfte in europäische Kolonien und mit dem Handel von Petroleum. Über Lauts „gelangten Sammlungsstücke bremischer Händler aus China in das Haus“, erläuterte Waßmann.

Er bereitete den fotografischen Nachlass von Lauts auf. Er besteht aus mehr als 1.000 Bildern, die zwischen 1890 und 1906 entstanden sind. Sie gehören zu den etwa 37.000 Fotos im Bildarchiv des Museums.

Die Fotos von Lauts zeigen Szenen von Pferderennen in Hongkong, damals Höhepunkte des gesellschaftlichen Lebens der Stadt, Landpartien und Picknicks. Dazu kommen Ansichten aus dem höher gelegenen Villenviertel, in dem er wohnte. „Chinesen, mit Ausnahme der vielen Hausangestellten, war es verboten, hier zu wohnen“, erläuterte Waßmann. Nur als Lasten- und Sänftenträger waren sie willkommen. Auch bei Wanderungen trugen sie allen möglichen Komfort zum Zielort, damit sich die Kaufleute an einen gedeckten Tisch setzen konnten.

Überdies wollte die deutsche Oberschicht Hongkongs schulisch Abstand halten und organisierte Bildung in der eigenen Kirchengemeinde um das „Deutschtum“ ihrer Kinder vor britischen und chinesischen Einflüssen fernzuhalten. 1908 kehrte der Kaufmann mit seiner Familie nach Bremen zurück. Die Geschäfte liefen nicht mehr so gut, seine Ehefrau war oft krank. In der Hansestadt wurde er dann Mitglied der Bürgerschaft und Vorstand der Geographischen Gesellschaft. (epd/taz)

Überseemuseum, bis 21. April.