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Das Kapital der schönen Klänge

Das „4. Musikfilmfestival Bremen“ widmet sich unter dem Motto „The Price Of Fame“ dem Versprechen von Ruhm und Erfolg

Von Wilfried Hippen

Musik ist eine Kunst, aber oft auch ein großes Geschäft. Um diesen Widerspruch geht es bei den Filmen, die in dieser Woche beim „4. Musikfilmfestival“ im Bremer Kommunalkino City 46 laufen.

Der Bluesmusiker Robert Johnson soll an einem Kreuzweg dem Teufel seine Seele verkauft haben und auch sonst gibt es viele Geschichten davon, wie hoch der Preis des Erfolgs bei Musiker*innen manchmal ist. Die Bremer Programmmacher haben neun Filme zu dem Thema „The Price of Fame“ ausgewählt, darunter Produktionen, die vor Kurzem in den Programmkinos liefen, wie Andreas Dresens „Gundermann“ und der Überraschungsfilm, der am Samstag um 19 Uhr läuft, und von dem verraten wird, dass er die inzwischen „fünfte Verfilmung des Stoffes“ ist. Es soll „um eine junge Sängerin auf dem Sprung zu einer großen Karriere“ gehen. Der Stummfilmklassiker „Das Phantom der Oper“ von 1925 wird in der Kulturkirche St. Stephani aufgeführt, damit Tim Günther ihn mit passendem Pathos auf der Orgel begleiten kann.

Auf dem Festival lassen sich selten gezeigte Filme entdecken. So etwa die Dokumentation „Korla“ von John Turner, in der die Geschichte eines mysteriösen Musikers erzählt wird, der Ende der 1940er-Jahre in Hollywood auftauchte, einen Turban trug und exotische Klänge auf der Hammondorgel spielte. Sein Geheimnis wird erst in diesem Film, fast 30 Jahre nach seinem Tod, enthüllt.

Exemplarisch für den Missbrauch, der in der Musikindustrie alltäglich ist, ist die Geschichte der Popsängerin Gloria Trevi. Sie gilt als die „mexikanische Madonna“. Ihren Weg zum Erfolg als „Superstar“ zeigt die mexikanische Dokumentation „Gloria“.

Aber es gibt auch MusikerInnen, die sich zum Erfolg tricksen. In „The Great Hip Hop Hoax“ geht es um zwei schottische Rapper, die niemand cool fand, bis sie sich als ein kalifornisches Hip-Hop-Duo neu erfanden und mit diesem Betrug Jahre lang Erfolg hatten. Andere übten schon als Kleinkinder das Klavierspiel, um als klassische PianistInnen Karriere zu machen. Davon erzählt der zweiteilige Dokumentarfilm „Russlands Wunderkinder“, der vier junge Frauen, die schon als Achtjährige Klavier spielen konnten wie Profis, in einer Langzeitstudie für zehn Jahre ihres Lebens begleitet. 25 Jahre lang hat die in Sri Lanka geborene Sängerin „Maya“ ein privates Videotagebuch geführt – eine Chronik ihres Weges vom Einwandererkind in London zum Popstar. Der Film „Mathangi/Maya/M.I.A.“ basiert auf diesen Video-Selfies.

Der Spielfilm „Casanova Variations“ von Michael Sturminger mit John Malkovich als Titelheld, passt ins Programm, weil die Geschichte des alternden Frauenhelden in einer Abfolge von Szenen aus Mozart-Opern dargestellt wird. Veronica Ferres singt zwar nicht, spricht dafür aber schlechtes Englisch.

7. bis 13. Februar, „The Price Of Fame“ – 4. Musikfilmfestival Bremen, City 46, Birkenstraße 1, Bremen

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