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Es kommt fingerdick

Leverkusen presst dem FC Bayern einen 3:1-Sieg ab und legtdie Schwäche der Münchner offen: fehlende „Kompaktheit“

Aus Leverkusen Andreas Morbach

Als Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge gemeinsam dem Ausgang der Leverkusener Arena entgegenstrebten, umgab die beiden Herren bleierne Stille. Nicht mal miteinander reden wollten der Präsident und der Vorstandschef des FC Bayern. Mit aufeinandergepressten Lippen, ihre Wintermäntel jeweils sorgsam über den Arm gelegt, schüttelten sie nur hier und da eine Hand – und warfen zwischendurch einen Blick auf einen der vielen Fernseher, auf denen Niko Kovač gerade das 1:3 des Rekordmeisters bei Bayer 04 zu erklären versuchte.

Als der Münchner Trainer kurz darauf neben dem frechen Leverkusener Kollegen Peter Bosz („Das war nicht unser bestes Spiel – die ersten beiden in der Rückrunde waren besser“) auf dem Podium saß, arbeitete er den Knackpunkt auf seiner Mängelliste heraus: die fehlende Kompaktheit in seinem Team, vorrangig in der zweiten Halbzeit. „Wir waren zu fahrlässig, dachten, das werden die Jungs da hinten schon meistern“, wetterte Kovač, der nach dem bereits vierten Saisonspiel des FCB mit drei Gegentoren in puncto Titelverteidigung den Alarmknopf drückte: „Hinten werden Meisterschaften gewonnen, vorne nur Spiele.“

Der Rückstand auf Dortmund ist auf sieben Zähler angewachsen – auch weil der offensiv starke Kingsley Coman vorm 2:1 durch Kevin Volland seinen Widerpart Mitchell Weiser ziehen ließ. „Es gibt eine klare Zuordnung, jeder muss mit seinem Spieler mitgehen“, betonte Kovač. Mit dieser nachlässigen Haltung verschleuderte seine Mannschaft ihre 1:0-Halbzeitführung, weil sie dem aggressiven Pressing der Werkself Tür und Tor öffnete.

Liverpool beherrscht diesen brandgefährlichen Überfallfußball noch mal besser als Leverkusen. Am 19. Februar steigt an der Anfield Road das Achtelfinalhinspiel mit den Reds – und die Bayern sind zwei Wochen vorher auf der Suche nach sich selbst. „Wir schaffen es nicht so wie in den vergangenen Jahren, dominant zu bleiben“, beklagte Nationalspieler Joshua Kimmich: „Ich bin der Meinung, dass die Qualität absolut da ist. Aber wir können es oft genug nicht zeigen, wie stark wir sind.“

„Wir müssen den Gegner killen, aber …“

Joshua Kimmich, FC Bayern

Bezeichnend: Als das vermeintliche 2:0 durch Robert Lewandowski in der Nachspielzeit der ersten Hälfte per Videobeweis einkassiert war, reagierten die Münchner bei Wiederanpfiff nicht mit kontrollierter Wut, sondern mit Sorglosigkeit. „Wir müssen den Gegner killen. Aber wir haben Leverkusen immer im Spiel gelassen“, monierte Kimmich, der sich selbst für zwei, drei unnötige Ballverluste kritisierte, ein immer wiederkehrendes Dilemma: Die einst unantastbaren Bayern lassen in dieser Runde selbst bei eigener Führung häufig Federn. In Leverkusen passierte ihnen das nach Leon Goretzkas 1:0 schon zum fünften Mal.

Bis zum ersten ultimativen Härtetest mit Liverpool spielt Kovač’ Ensemble am Mittwoch im Pokal-Achtelfinale in Berlin, dazu in der Liga gegen Schalke und in Augsburg. Die Stimmung an der Säbener Straße ist nach den zwei Startsiegen im neuen Jahr wieder angespannter. Wegen der gescheiterten Transfers von Wunschspielern wie Callum Hudson-Odoi oder Lucas Hernández. Und wegen der Ungewissheit beim neuesten Rückschlag für Stammkeeper Manuel Neuer. Auf die Frage nach den exakten Umständen und dem Ausmaß von dessen Handverletzung antwortete Sportdirektor Hasan Salihamidžić: „Ich weiß es, aber ich sag’s nicht.“ Trainer Kovačsprach von einer „Blessur“, dann kommentierte er den möglicherweise verzwickten Fall vage: „Wenn wir von fünf Monaten Pause sprechen, schreien alle. Wenn ich sage, es sind nur fünf Tage, denken alle, es wäre halb so wild.“

Neuers Ersatzmann Sven Ulreich, der beim Ausgleich durch Leon Baileys direkt verwandelten Freistoß keine gute Figur abgab und kurz vor Schluss noch das 1:3 durch Lucas Alario kassierte, äußerte gar die Vermutung, er selbst werde am Mittwoch bei Hertha BSC wohl nicht wieder im Tor stehen. Dabei verriet der 30-Jährige auch, was Salihamidžić kurz zuvor noch zur großen Geheimsache gemacht hatte: Neuer sei im Training „hängen geblieben“ und einer seiner Finger „dann doch relativ dick geworden“.

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