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berliner szenenMit dem Kind im Berghain

Das Kind war schon im SO36, es muss jetzt ins Berghain. Der Club Transmediale liefert der Initiation die Steilvorlage und hat in die Halle am Berghain eine Eisbahn gebaut, auf die man schon ab 15 Uhr darf. „Practice your ice dancing skills to eclectic and free-­roaming DJ sets“, heißt es verführerisch. Und dann stehen Mo Loschelder und Mieko Suzuki am Pult, hach. Hin.

Die Halle erstrahlt in blauem Licht. „Sieht aus wie ein feines Hotel“, sagt das Kind beeindruckt. „Dein erstes Mal im Berghain?“, fragt die Frau an der Kasse verschwörerisch, das Kind nickt, nach oben schielend, eingeschüchtert von der Deckenhöhe. Aber den Stempel auf der Hand, den will es haben. Wir gehen eine Treppe hinauf, oben leuchtet Kirmeslicht, Typ DIY-Installation, Menschen auf Bänken hantieren mit Schlittschuhen. Es ist überhaupt nicht kalt. Das Kind sagt ehrfürchtig: „Krass, mein Bauch schwingt, die Musik kommt aus dem Boden.“ Ha, der Mythos lebt!

Wir machen uns fertig. Staksen zur Eisfläche. Die ist sehr klein. Niemand fährt. In langer Reihe hangeln sich vielsprachige junge Beautiful People an der Bande entlang, mit Leihschlittschuhen an den Füßen, Kunstpelzjäckchen am Leib und gekreppten Löckchen auf dem Kopf. Manche kichern. Manche fallen. Manche stehen mit Pokerface da. Elegant geht anders.

Die Musik pluckert hübsch. Man möchte gleiten und icedancen. Wir betreten das Eis. „Das sind ja Puzzlestücke aus Plastik!“, sagt das Kind und hat recht. Von Gleiten kann keine Rede sein. Wir schieben uns über den Kunststoff, immer herum um die gestürzten Hipster. Aus der DJ-Booth muss alles wahnsinnig lustig aussehen.

Nach einer Stunde haben wir genug Mikroplastik vom Belag geschabt und gehen zur Bar. Das Kind sagt später: „Das Beste war die Orangenlimonade.“

Kirsten Riesselmann

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