heute in bremen: „Keine 15.000 Pflegekräfte aus dem Hut zaubern“
Interview Moritz Warnecke
taz: Herr Pirooznia, was hat die Zukunft des Klinikums-Ost mit der Zukunft der Pflege in Bremen zu tun?
Nima Pirooznia: Die Veranstaltung wird von der Stadtteilgruppe Osterholz initiiert, wo sich bekanntlich das Klinikum-Ost befindet. Die zentrale Frage wird sein, wie wir die gesundheitliche Versorgungssicherheit für Bremen in Zukunft gewährleisten wollen. Das muss sich auch das Klinikum fragen, gerade weil dort ein Teil des Pflegepersonals ausgebildet wird.
Pflegekräfte in Bremen klagen über schlechte Arbeitsbedingungen und Stellenabbau in den Krankenhäusern. Was kann die Politik tun, um das zu ändern?
Dazu muss die Wertschätzung und Vergütung des Pflegepersonals gestärkt werden. Außerdem müssen wir bessere Arbeitsbedingungen schaffen, sodass die Pflegekräfte ihr gesamtes Berufsleben in dem Bereich verbringen können. Nur so können wir das Loch, das aus dem anstehenden Generationswechsel entstehen wird, füllen. Kurzfristig werden wir nämlich keine 15.000 Pflegekräfte aus dem Hut zaubern können. Eine gute Ausbildung braucht schließlich Zeit.
Im letzten Jahr hat es ein Volksbegehren von Klinikmitarbeitern gegeben, die eine im bremischen Krankenhausgesetz festgeschriebene Personalabmessung für alle Stationen und Bereiche fordern. Was halten Sie davon?
Die Forderung nach einer wissenschaftlichen Begutachtung des Bedarfs ist richtig. Leider wird nur davon ausgegangen, dass das Land Bremen die Personalvorgaben einfach so beschließen könnte.
Kann es das nicht?
„Zukunft Pflege – Zukunft Klinikum Ost“, 19 Uhr, Kulturambulanz, Züricher Straße 40
Nein, die Gesetzgebungskompetenz liegt erst mal beim Bund, die er mit Jens Spahns Gesetz zur Verstärkung der Pflege wahrnimmt. Ich halte Spahns Gesetz für unzureichend, um den Pflegenotstand zu bekämpfen. Im Ziel bin ich mir mit dem Bündnis für mehr Pflegepersonal einig, aber nicht beim vorgeschlagenen Weg.
In der Stadt Bremen gibt es insgesamt zehn Krankenhäuser. Sind das möglicherweise zu viele?
Wir haben zwar eine hohe Dichte an Krankenhäusern, aber nicht alle sind Vollversorger. Wir wollen uns die Strukturen genauer ansehen, damit eine gute und wohnortnahe Gesundheitsversorgung für die Bürger*innen gewährleistet bleibt.
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