piwik no script img

berliner szenenSogenannt inoffizielles Rauchen

Ich rauche schon seit einer Weile nicht mehr, zumindest offiziell. Das heißt, jeder, der mich mit einer Zigarette erwischt, darf sie mir wegnehmen und zu Ende rauchen. Das geht schon einige Monate so; offiziell rauche ich IQUOS, die elektrische Gesundheitszigarette von Marlboro, habe aber auch richtigen Tabak in der Hinterhand. Anfangs hatte ich tatsächlich gar nicht geraucht, aber da war ich auch im Krankenhaus gewesen. Manchmal in der Nacht hatte ich aber doch mit B. vor dem Urban gestanden, und wir hatten bulgarische Filterzigaretten geraucht, und die aus der psychiatrischen Station hatten Kopfhörer auf und ausgesehen wie verpeilte Raver – eine schöne Zeit, an die ich gern zurückdenke.

Und die Ärzte hatten dann gesagt, ich solle nicht mehr rauchen und nicht mehr trinken. Aber das mit dem Trinken war glaube ich ein Missverständnis gewesen, weil ich anfangs gesagt hatte, ich wäre Low-Level-Alkoholiker, weil ich doch fast immer zwei Bier am Abend trinke. So hatte das jedenfalls mit diesen elektrischen Ersatzzigaretten angefangen. Es ist mir immer noch etwas peinlich, wenn ich welche im Späti hole und der Spätibetreiber braucht auch immer noch eine Weile, bis er das Gewünschte gefunden hat, und man macht sich als Nichtraucher natürlich auch etwas vor, wenn man die kleinen Joints nicht als Zigaretten zählt.

Aber eigentlich zähle ich beim Rauchen überhaupt nicht, dachte ich auf meinem Weg zu M. Nachdem ich geklingelt hatte, höre ich Glas in der Wohnung klingen. Er begrüßt mich mit der Frage, ob ich mir die Haare gewaschen hätte. Ich sage, dass es draußen nur ein bisschen nass ist. Auf dem Küchentisch steht eine Sektflasche. Er fragt, ob ich ein Glas trinken möchte; weil er nicht trinken darf, hab ich keine Lust und mache mir einen grünen Teebeuteltee mit Orangengeschmack.

Detlef Kulbrodt

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen