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Osnabrück bleibt cool

Bei einem leidenschaftslosen Derby gegen Meppen spielt der runderneuerte VfL mit der Souveränität eines Tabellenführers, erreicht aber nur ein 0:1. Stärkste Defensive der Liga

Von Thomas Wübker

Der VfL Osnabrück hat sein Derby gegen den SV Meppen am Samstag knapp gewonnen. Die Männer in den lila-weißen Jerseys warteten mit dem Selbstbewusstsein eines Tabellenführers geduldig auf ihre Chance. Als die in der 36. Minute kam, nutzte Benjamin Girth eine Unsortiertheit in der sonst dicht gestaffelt stehenden Meppener Abwehr und erzielte in seinem ersten Spiel für den VfL seinen ersten Treffer.

VfL-Trainer Daniel Thioune und Sportdirektor Benjamin Schmedes hatten die Mannschaft nach der kläglichen Vorsaison auf den Kopf gestellt und neu sortiert. 15 Spieler verließen den Verein, 15 neue kamen. Dabei ist die Abwehr zu einem Baustein des Erfolgs geworden, obwohl sie sich gegen Meppen ungewohnte Schwächen leistete.

Dennoch ist der VfL aktuell mit 15 Gegentoren die defensiv stärkste Mannschaft der 3. Liga. In der Saison 2017/18 kassierte der VfL noch 67 Tore, was den drittschlechtesten Wert der Liga darstellte. Dem gegenüber stand der Wert von nur 47 geschossenen Toren: Das war Platz fünf – von unten.

In dieser Saison ist alles anders. Schon jetzt hat der VfL sechs Punkte mehr als in der kompletten Vorsaison. Stürmer Marcos Alvarez schoss im gesamten vergangen Jahr acht Tore. Jetzt hat er schon zum Beginn der Rückrunde eins mehr geschossen. Dadurch, dass der VfL mit Benjamin Girth von Holstein Kiel einen Spieler geholt hat, der in der Vorsaison beim SV Meppen 19 Tore erzielt hat, haben die Osnabrücker noch mehr Offensivkraft erhalten.

Es gibt weitere Gründe dafür, warum der VfL oben steht, die nicht statistisch erfasst sind. In der runderneuerten Mannschaft kämpft jeder für jeden. Abzulesen ist das an der Zahl der Siege, die der VfL nach einem Rückstand eingefahren hat. Fünf Mal war dies der Fall – bisweilen in den letzten Sekunden der Spiele.

In diese außergewöhnlichen Erfolge reiht sich auch der Sieg bei Eintracht Braunschweig am 13. Spieltag ein. Beim ewigen Angstgegner der Osnabrücker gelang der erste Sieg nach 58 Jahren. Solche historischen Errungenschaften und solche Geschichten treiben auch die Leute wieder ins Stadion. Die Folge: Der VfL ist die heimstärkste Mannschaft bislang in dieser Saison.

Meppens Trainer Christian Neidhart sagte nach dem Spiel gegen Meppen, in dem sich zwei fast gleichwertige Teams gegenüberstanden: „Am Ende gewinnst du solche Spiele, wenn du oben stehst und steigst vielleicht auf.“

Mit Benjamin Girth hat der VfL einen Spieler geholt, der ihm noch mehr Offensivkraft gibt

Daniel Thioune kritisierte, dass der VfL in der 2. Halbzeit zu viel verwaltet habe. Seine Elf hatte zunächst Probleme mit dem Gegner. „Aber dann haben wir den Ball gut laufen lassen und unsere Grundordnung gefunden.“ Er habe seiner Mannschaft vor dem Derby gesagt, es sei wie ein Pokalspiel: „Do or die. Heute war do.“

Daniel Thioune hat seine Equipe stets richtig eingestellt. Er ist einer dieser Trainer, die nicht auf einem taktischen Konzept beharren, sondern es auch während des Spiels umstellen. Auch am Samstag hatte der VfL die richtige Einstellung. Er agierte souverän, verließ sich auf seine Stärke und spielte sachlich, ja sogar mit einer gewissen Coolness das Derby.

Es war ein weiteres Kapitel in der Erfolgsgeschichte, das der VfL in dieser Spielzeit schreibt. Ansonsten gibt es über das Derby nicht viel zu berichten. Im Nieselregen spielten beide Teams leidenschaftslos. Thioune weiß den unerwarteten erfolgreichen Saisonverlauf realistisch einzuschätzen. Vor allem nach dem Derby-Sieg steigen jedoch die Ansprüche beim Publikum. Die Rufe nach dem Aufstieg werden immer lauter – und auch realistischer.

Wohin der Weg des SV Meppen führt, bleibt abzuwarten. Das Team präsentierte sich in Osnabrück teilweise verunsichert. Zwar spielte die Mannschaft von Christian Neidhart bis zum 0:1 mit einer sicheren Abwehr und hatte in Eric Domaschke einen extrem reaktionsschnellen Torwart. Dennoch fehlte es in der Offensive an Durchsetzungskraft und Fortune, obwohl die Meppener vor allem im Schlussspurt erheblichen Druck aufbauten.

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