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Archiv-Artikel

Viel Geld und viel Geist

Die eigentliche Harvard-Liga: Eliteuniversitäten in den USA haben viel mehr Geld aus vielen verschiedenen Quellen. Die Ostküstenunis der Ivy League handeln inzwischen mit ihrem gigantischen Immobilienvermögen

„Ivy League“, Efeuliga, heißt der kleine Kreis der amerikanischen Universitäten, von deren Finanzbudget deutsche Bildungspolitiker und Hochschulrektoren nur träumen können. Dabei denken hierzulande alle an die Ivy League, wenn von Elitehochschulen die Rede ist. Die Chiffre Harvard steht für viel Geld und viel Geist. Sowohl die deutsche Wirtschaft benutzte es für ihre – noch immer nicht gegründete – Elitehochschule („Harvard an der Spree“) als auch der Bundeskanzler. Als er Anfang 2004 den deutschen Wettbewerb um Eliteuniversitäten ankündigte, sprach er von „internationalen Spitzenhochschulen wie Harvard“.

In Stanford, Harvard oder Yale sind staatliche Förderprogramme à la Exzellenzinitiative ein Fremdwort, die Höhe der deutschen Fördergelder ist aus amerikanischer Sicht lächerlich. Den Betrag, den die neuartigen deutschen Graduiertenschulen ab 2006 bekommen sollen, geben amerikanische Universitäten teilweise für einen einzigen Studenten aus. Ihr Konzept gleicht dem eines Wirtschaftsunternehmens, das – mit staatlicher Genehmigung – steuerfrei seinen Wohlstand mehrt: Sie melden Patente an, verlangen Studiengebühren, empfangen Spendengelder, legen ihr Geld an und handeln mit Immobilien.

900 Millionen Dollar gibt die Universität Harvard jährlich aus. Diese nimmt sie leichter Hand aus dem großen Topf der Stiftungsmittel: 20 Milliarden Dollar. Dieses gewinnträchtige Bankguthaben erklärt, warum ein Drittel des Jahresbudgets durch die Rendite der Investitionen beglichen wird. Auch beim Thema Studiengebühren spielen die Efeuunis in einer anderen Liga: Während hierzulande über die Sozialverträglichkeit von 500 Euro im Semester diskutiert wird, zahlt der Student in Stanford 22.000 Dollar für ein Studienjahr.

Diese meist über Stipendien finanzierten Gebühren tragen jedoch nur rund 20 Prozent der tatsächlichen Kosten. Dafür wirken die AbsolventInnen nach Abschluss ihrer Studienzeit umso tatkräftiger bei der Finanzierung mit: Ungefähr die Hälfte aller Alumni genannten Ehemaligen lassen Spenden in Millionenhöhe in die Kassen der amerikanischen Universitäten fließen. Hinzu kommen beträchtliche Spenden von Wirtschaftsunternehmen.

Dass die Ostsküstenuniversitäten sogar in das Immobiliengeschäft eingestiegen sind, verdeutlicht noch drastischer: Die amerikanischen Hochschulen spielen definitiv in einer anderen Liga. KATHARINA RALL