: Hochbahn wird U-Bahn
Die Planungen für die U-Bahnlinie 5 kommen voran. Linke kritisiert fehlende Haltestelle in der Innenstadt
Die Planungen für die neue U-Bahnlinie 5 kommen weiter voran. In einer breit angelegten Studie wurde jetzt die technische Machbarkeit auch für den mittleren Streckenabschnitt zwischen der City Nord und Stellingen festgestellt, wie Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos) und Hochbahn-Chef Henrik Falk am Dienstag sagten.
Die Machbarkeitsstudie beleuchtet verschiedene Streckenvarianten. An der weiteren Planung sollen, beginnend mit vier Veranstaltungen im Februar, Bürger beteiligt werden. Letztlich soll die U5 einmal von Bramfeld bis in den Hamburger Westen führen. Für den ersten Streckenabschnitt von Bramfeld in die City Nord soll das Planfeststellungsverfahren noch in diesem Jahr beantragt werden; Baubeginn soll 2021 sein.
Tschentscher sprach von einem „Jahrhundert-Projekt“. Der unschlagbare Vorteil der U-Bahn sei, „dass sie unterirdisch ist“. Dadurch werde der begrenzte Straßenraum entlastet. Bei Heike Sudmann von der Linken stieß dieses Lob auf Unverständnis. „Die umweltfreundlichen ÖPNV-Nutzer_innen sollen unter die Erde verbannt werden, damit der oberirdische Straßenraum frei wird für die Autofahrer_innen und den Wirtschaftsverkehr“, wundert sich die Bürgerschaftsabgeordnete. Es sei an der Zeit, dass sich Tschentscher von dem Denkverbot löse, eine Straßenbahn zu bauen.
Anders der Bürgermeister: „Mit der neuen U5 werden rund 150.000 Hamburgerinnen und Hamburger in vielen Stadtteilen fußläufig an das Schnellbahnsystem angeschlossen.“ Im Wesentlichen orientiere sich der Streckenverlauf an den Metro-Buslinien 5 und 6, die mit zusammen rund 23 Millionen Fahrgästen pro Jahr an ihre Kapazitätsgrenzen stießen, sagte Hochbahn-Chef Falk. Durch die U-Bahn könne die Kapazität um einen Faktor zwischen fünf und zehn erhöht werden, was wiederum auch für mehr Fahrgastkomfort sorge.
Die neue U-Bahn werde voll automatisiert fahren, um eine hohe Taktung an allen Tagen rund um die Uhr zu ermöglichen. „Wir werden in der Lage sein, 24/7 einen 90-Sekunden-Takt zu gewährleisten“, sagte Falk. „Wir schließen mit der U5 auch wesentliche Wirtschafts- und Wissenschaftsstandorte an“, betonte Westhagemann. In das Netz eingebunden werden sollen neben der City Nord unter anderem auch die Universität, das Universitätskrankenhaus Eppendorf und die Arenen im Westen der Stadt.
Offen ist noch, ob die U-Bahn im Westen über den Lohkoppelweg oder den Siemersplatz fährt, wie es die FDP befürwortet. Mit Blick auf die Innenstadt bemängelte die Linken-Abgeordnete Sudmann, dass kein Umstieg am Jungfernstieg vorgesehen sei. „Damit dürfte Hamburg die erste Stadt weltweit sein, die eine U-Bahn ohne Halt unter der Innenstadt plant“, kritisiert sie. Aber hier ist laut Hochbahn das letzte Wort noch nicht gesprochen. (dpa/taz)
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