Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen:
Das Jahr ist noch jung. Und doch muss an dieser Stelle an einen Toten erinnert werden: an Einar Schleef, den großen Schriftsteller, Maler, Fotografen, Schauspieler und vor allem Theatermacher, der am 17. Januar 2019 75 Jahre alt geworden wäre. Viel zu früh ist Schleef im Sommer 2001 an einer Herzkrankheit gestorben, dessen monumentale Theaterarbeiten die sie produzierenden Häuser in der Regel ebenso an ihre Grenzen brachten, wie das Publikum und die Kritik. Oft arbeiteten sie sich an der fatalen deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts samt ihrer Ideologien und Ästhetiken ab. Das HAU hat Einar Schleef nun ein kleines Festival gewidmet, das noch einmal einen Blick auf diesen bild- wie sprachgewaltigen Künstler wirft. Herzstück ist der Abend „Tarzan rettet Berlin“, nach den posthum veröffentlichten Tagebüchern Schleefs. Vier Frauen zeichnen sich für die Regie verantwortlich: die Bühnenbildnerin Janina Audick, die Dramaturgin Martina Bosse, die Tänzerin und Choreografin Brigitte Cuvelier und Christine Groß, Schauspielerin und langjährige Chorleiterin bei Einar Schleef. Im Rahmenprogramm, an dem u.a Schauspieler wie Benny Claessens, Mira Partecke und Fabian Hinrichs mitwirken, werden noch einmal Texte von Schleef zu Gehör gebracht. (HAU: „Einar Schleef zum 75. Performance, Film, Texte, Künstlerische Kommentare“. 10.–15. 1. 2019. Alle Infos: www.hebbel-am-ufer.de). Auch die Volksbühne, wo Schleef 1972 zuerst als Theaterkünstler in Erscheinung trat, liest die Schauspielerin Jutta Hoffmann, legendäre Protagonistin vieler berühmter Schleef-Inszenierungen, am Vorabend seines Geburtstages im Roten Salon aus seinen Texten. (Volksbühne: „Jutta Hoffmann liest Einar Schleef zum 75. Geburtstag, 16. 1. , 20 Uhr).
Auch der Schriftsteller Erich Maria Remarque hat sich an der fatalen deutschen Geschichte abgearbeitet – 1898 als Erich Paul Remark in Osnabrück geboren, nannte er sich seit dem Ersten Weltkrieg lieber Remarque, um nicht sofort mit Deutschland in Verbindung gebracht zu werden. Dort erkannte man ihm dann 1938 die Staatsbürgerschaft ab. Sein 1930 in Hollywood verfilmter Anti-Kriegsroman „Im Westen nichts Neues“ machte Remarque weltberühmt. Im Maxim Gorki Theater hat sich Hakan Savas Mican nun den 1962 erschienenen Roman „Die Nacht von Lissabon“ vorgenommen, der u.a. von Geflüchteten aus dem nationalsozialistischen Deutschland handelt, die 1942 im Hafen von Lissabon darauf warten, auf ein Schiff zu gelangen, das sie in die rettenden USA bringen wird. (Gorki Theater: „Die Nacht von Lissabon“, ab 11. 1., 19.30 Uhr).
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