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Malu Dreyer ehrt Robert Menasse

Trotz Fälschung soll der Publizist die Zuckmayer-Medaille erhalten

Von Martin Reeh

Das Land Rheinland-Pfalz hält an der Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille an Robert Menasse am 18. Januar fest. In einer gemeinsamen Pressemitteilung bekundeten Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und der österreichische Schriftsteller aber, dass „die vorbehaltlose Anerkennung von Fakten zum Wertefundament unserer liberalen Öffentlichkeit“ gehöre.

Menasse hatte in mehreren Essays Zitate des ersten Präsidenten der Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, Walter Hallstein, frei erfunden. Zudem hatte er in Vorträgen wahrheitswidrig behauptet, Hallstein hätte seine Antrittsrede in Auschwitz gehalten. „Ich habe diese Fehler nicht absichtsvoll und nicht mit dem Ziel der Täuschung begangen“, sagt Menasse nun in der Pressemitteilung. „Die künstlerische Freiheit im Roman und die Spielregeln im politischen Diskurs dürfen nicht vermischt werden. Darauf werde ich achten und darauf können Sie sich verlassen.“

Noch am Wochenende hatte Menasse in einem Gastbeitrag für die Welt seine Fälschung relativiert: „Im Vergleich zu der Frage, wohin die Europäische Union in Zukunft geht, im Vergleich zu Hallsteins großartiger Vision ist dieser Fehler aber eine Winzigkeit, er ist die Fußnote, die ich lieber hätte setzen sollen.“

Dreyer begründete die Preisverleihung an Menasse mit seinen großen Verdiensten um die deutsche Sprache. „Sein engagiertes Streiten für die europäische Idee trifft europaweit auf große Resonanz“, sagte sie. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Baldauf hatte schon in der vergangenen Woche gefordert, Menasse die Carl-Zuckmayer-Medaille nicht zu ver­leihen.

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