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Fahren und denken

Von Andrew Müller

Vielleicht wird die Entgrenztheit des Universums erst durch Begrenzung erfahrbar. Und womöglich erklärt das auch, weshalb der Rollstuhl aus dem Nachlass von Stephen Hawking dem Meistbietenden beim Londoner ­Auktionshaus Christie’s 341.000 Euro wert war. Der berühmte Astrophysiker und Ausnahmewissenschaftler war am 14. März 2018 im Alter von 76 Jahren im englischen Cambridge gestorben.

Tollkühn wie nur wenige Forscher knöpfte er sich das ganze Universum vor, erklärte Schwarze Löcher und drang in Sphären ein, die viele nicht einmal erahnen können. Aber sein Anliegen war es auch, seine Erkenntnisse verständlich zu machen und mit Laien zu teilen. 1988 erschien der Weltbestseller „Eine kurze Geschichte der Zeit“, der Hawking einem breiten Publikum bekannt machte. Zuweilen avancierte er zur popkulturellen Kultfigur, hatte beispielsweise einen Gastauftritt bei den „Simpsons“, in „Raumschiff Enterprise“ und in einem Lied von Pink Floyd.

Die Nervenkrankheit ALS, die ihn jahrzehntelang eins werden ließ mit dem Gefährt mit Motor und rotem Leder, mag die Faszination, die von Hawking ausging, noch verstärkt haben. Sie raubte ihm auch das Sprechen, weshalb er nur per Sprachcomputer kommunizieren konnte. Er behauptete jedoch selbst, dass sein Leben dadurch nicht unbedingt schlechter sei – eher im Gegenteil, für seine Arbeit sei es gar ein Segen. Hawkings Rollstuhl-Fahrstil war übrigens ähnlich waghalsig wie sein Denken: Einmal brach er sich sogar ein Bein, weil er etwas zu schnell unterwegs war.

Kurz vor seinem Tod beendete er noch einen wissenschaftlichen Artikel über die Geburt des Universums. Gemeinsam mit dem Kollegen Thomas Hertog argumentiert er, dass Zeit damals gewissermaßen noch nicht existiert hat. Das hat auch Implikationen für den Aufbau und ein mögliches Ende des Universums, welche die Fachwelt nun weiter diskutiert. Was für ein Nachlass!

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