: Gefragter Mann mit der Fahne
Werner Schuster ist seit 2008 Trainer der deutschen Skispringer. Er hat Weltmeister und Olympiasieger geformt. Der Vertrag des Österreichers läuft aus. Der DSV würde gerne mit ihm verlängern, doch auch in seinem Heimatland macht man ihm Avancen
Aus Innsbruck Klaus-Eckhard Jost
Geht er? Geht er nicht? Diese Frage schwebt seit Beginn dieser Saison über dem deutschen Skisprung-Team. Gemeint ist Werner Schuster. Dessen Vertrag als Cheftrainer läuft Ende März aus. Noch hat sich der 49 Jahre alte Österreicher nicht öffentlich zu seiner Zukunft geäußert. „Wir sind in Gesprächen, die sind von Wertschätzung geprägt“, sagte der Coach vor der Vierschanzentournee. Ähnlich äußert sich auch Horst Hüttel. Der Sportliche Leiter Skisprung beim Deutschen Skiverband (DSV) sagt: „Einen Plan B gibt es nicht, wir wollen ihn weiter an uns binden. Wenn, dann wäre unser Bestreben, bis Olympia 2022 in Peking zu verlängern.“
„Kehrt Schuster nach Tirol zurück?“, titelte nun die Tiroler Tageszeitung auf Seite eins. „Wenn wir jemanden wie Werner Schuster nicht haben wollen würden, dann wäre etwas falsch“, sagt Mario Stecher, der nordische Direktor im Österreichischen Skiverband (ÖSV). Allerdings soll Schuster auf keinen Fall Cheftrainer Andreas Felder ablösen, der erst seit Frühjahr 2018 im Amt ist. Für Schuster würde eine ganz neue Position als Skisprunglehrer geschaffen. Dann fügt Stecher noch an: „Wenn man jemanden wie Schuster haben kann, wird es nicht am Finanziellen scheitern.“
Grundsätzlich könnte sich Werner Schuster einen Abschied vom Cheftrainer-Posten durchaus vorstellen. Aber nicht, weil ihm die Arbeit keinen Spaß macht. Ganz im Gegenteil. Mit Stolz berichtete er nach den Springen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen. „Wir hatten zweimal zwölf Springer im Feld der 50. Wir sind zurzeit wahrscheinlich die am breitesten aufgestellte Nation der Welt.“ Und Markus Eisenbichler liegt als Zweiter der Tourneewertung nur ganz knapp hinter Spitzenreiter Ryoyu Kobayashi.
Was Schuster schwanken lässt, ist seine private Situation. Während er mit seinem Team etwa 200 Tage im Jahr unterwegs ist, bleiben seine Frau Annika und die beiden Söhne zu Hause in Mieming. „Der Zwölfjährige schaltet den Fernseher ein und sagt: ,Mein Vater ist halt im Winter im Fernsehen.'“
Mittlerweile ist Schuster im elften Jahr Bundestrainer. Und er hat fast alles erreicht, was man als Skisprung-Trainer erreichen kann. 2014 wurde sein Team Olympiasieger, 2018 gewann Andreas Wellinger in Pyeongchang von der kleinen Schanze. Severin Freund gewann einen WM-Titel, wurde Skiflug-Weltmeister und holte sich auch die Große Kristallkugel für den Sieg im Gesamt-Weltcup.
Lediglich ein Triumph bei der Vierschanzentournee fehlt noch. „Ich laufe diesem Tourneesieg nicht nach“, sagt er tapfer. Trotzdem würde es ihm gefallen, wenn es Eisenbichler in diesem Jahr gelingen würde. Unabhängig davon lautet seine Bilanz: „Ich glaube, dass wir Spuren hinterlassen haben.“
Werner Schuster
Bevor der Mann aus dem Kleinwalsertal beim DSV anfing, war er ein Jahr in der Schweiz tätig. Begonnen hat der Sportlehrer und Psychologe am Skigymnasium Stams. Einer seiner Schüler war Gregor Schlierenzauer. Der Rekord-Weltcupsieger (53 Erfolge) betonte stets, dass er seine einzigartige Karriere auch der Arbeit seines damaligen Nachwuchstrainers zu verdanken habe.
Die rot-weiß-roten Adler haben zwischen 2009 und 2015 siebenmal den Gewinner der Vierschanzentournee gestellt. Über diese Siege und einige WM-Titel haben sie vergessen, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Da soll Schuster nun den Hebel ansetzen. So wie er dies im März 2008 in Deutschland getan hat. Auch da klaffte nach der erfolgreichen Hannawald-Schmitt-Ära ein Loch.
Wer könnte dann auf Werner Schuster folgen? Als Erstes wird stets sein Landsmann Stefan Horngacher genannt. Der betreut seit drei Jahren die Polen, hat mit Kamil Stoch den Tournee-Sieger der vergangenen beiden Ausgaben gecoacht. Auch sein Vertrag läuft am Saisonende aus. Und der 49-Jährige lebt im Schwarzwald. Ein Kandidat wäre auch Andreas Mitter. Der Ex-Trainer der Finnen kümmert sich gerade um Marinus Kraus. Der Team-Olympiasieger kämpft seit Jahren um den Anschluss an die Weltspitze.
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