Glückwunsch, alter Keller

Das „Molotow“, lange Zeit bester Rockschuppen der Stadt, feiert 15-jähriges Bestehen – die taz gratuliert

Nein, erwachsen kann man das wirklich nicht nennen, und bis zur Erlaubnis, in der Öffentlichkeit zu rauchen, müsste noch ein Jahr Geduld aufgebracht werden. Auch die Zweiräder, die ein Mensch in solchem Alter zu führen berechtigt wäre, dürfte man nicht ohne weiteres als „heiße Öfen“ bezeichnen. Dabei sind Garagen- und Lederjacken-Ästhetik in verschiedenen Ausformungen hier, die Treppe runter vom Spielbudenplatz doch durchaus wohlgelitten.

Das Molotow feiert in diesen Tagen seinen 15. Geburtstag, und das völlig zu Recht mit einigem Stolz: So manche späteren Stars gaben hier ihr Hamburgdebüt, so mancher bereits oben Angekommener bat hierher zum Geheim-Gig. Erklärtermaßen also, so die Betreiber, „nehmen wir uns ganze drei Monate Zeit und lassen es richtig krachen“: Und so macht man, was man am besten kann: gute, zumindest aber mit erkennbarem Bedacht ins Haus geholte Konzerte bei geradezu anachronistisch moderaten Eintrittspreisen. Wir empfehlen insbesondere den tollen Pop der Stars am kommenden Mittwoch, aber das Programm ist insgesamt ein buntes.

Aus diesem Anlass halten aber bitteschön nicht nur Schmierölrocker oder das örtliche Turbojugend-Chapter den jeweiligen Festtagsstaat parat. Denn mag der tapfere Konzertkeller – zeitweise der einzige im Hafenquartier, der noch ein eigenes Profil verfolgte, statt bloß seine Räume zu vermieten oder Zentnerweise-Studentenfutter-für-die-Massen zu einem samstagabendfüllenden Partykonzept zu deklarieren – zuletzt besonders bei FreundInnen harter Gitarrenklänge und gepflegter Abseitigkeit hoch im Kurs gestanden haben: Nicht vergessen sei, welches Gewicht der Laden in den frühen 90er Jahren gerade auch für Hamburgs aufstrebende HipHop-Gemeinde hatte.

Mehrere BetreiberInnengenerationen kamen, gingen und kamen – gelegentlich – sogar wieder, und stets dürfte es ein vor allem idealistisches Feuer gewesen sein, das in den Büroräumen brannte. Zuletzt, auch das mag man als Rock‘n‘Roll verstehen, ging man gar unter die Labelbetreiber: Auf Molotow Records erscheinen zunächst mal allerlei Aktivitäten aus dem Clubbetreiber-Umfeld – wiederum ist die Garage nicht fern. Angekündigt, aber bis auf weiteres nicht enthüllt: Im Programm zum Jubelfest soll sich eine längst dem 200 Menschen fassenden Schuppen entwachsene Band finden – mehr wissen wir auch nicht. aldi

Die Feierlichkeiten beginnen am Sonntag, 28. 8., mit dem Konzert von Dover. Alle Termine unter www.molotowclub.com.