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zwischen den rillenEs gibt Grundzur Hoffnung

Vor einiger Zeit hat BEAK>, die mysteriöse Band aus Bristol, ihr drittes Album veröffentlicht. Es trägt den kryptischen Titel „>>>“. „You don’t like our music’cause it ain’t up on the radio“, heißt es in einem der Songs. Das klingt vielleicht kokett, aber es stimmt.

Geoff Barrow (Portishead), Billy Fuller (Begleitmusiker von Led-Zeppelin-Sänger Robert Plant) und Will Young (Moon Gangs) verfehlen den omnipräsenten Zwang zum weichgespülten Powerplay-Hit mit künstlerischer Wonne. Ihr Ansatz ist nicht nur erfrischend, sondern auch beruhigend. Mit Schlagzeug, Bass, Keyboards und Synthesizern erzeugen die drei Musiker eine verlockend rohe, angespannte Klangatmosphäre und beweisen, dass sie Meister von heilsamen Abgründen sind. Beim Hören ihrer Musik öffnet sich oft ein bedrohlicher Schlund, man taumelt, wird wieder aufgefangen. Dissonanzen, düstere Unzugänglichkeit und absichtsvolle Entgleisung verschränken sich mit groovy Motorik-Sound, Zuversicht und hintergründigem Humor.

Ihre psychedelischen Klänge können anstrengend geraten. Dafür zielen sie umso schöner und tiefer, sobald man Zugang zur Musik findet. Richtig gut verstehen sich BEAK> auf die Magie der Repetition. Daher werden sie zu Recht mit Bands aus den Genres Postrock und Krautrock verglichen. Die Soundsignatur der außergewöhnlichen Kölner Band Can bietet sich als Vergleichsgröße an. Aber BEAK> ist von verschiedensten Stilen und Launen beeinflusst und verfolgt eigenwillige Ideen.

Von Anfang an ging es darum, sich möglichst frei von Zwängen zu spielen und Konventionen zu umschiffen. So klang 2009 das Debüt­album, noch mit Matt Williams (MXLX, Fairhorns), entstanden anstelle von Will Young. Die Abmachungen von damals – alle mussten im gleichen Raum aufnehmen und Overdubs wurden vermieden – sind inzwischen aufgeweicht.

„>>>“, das neue Album, wirkt weniger improvisiert, ist durchdachter arrangiert, enthält strukturierte Songs mit Texten, ein Novum. Geblieben ist BEAK> eine Unberechenbarkeit. Schon im Auftakt, dem spacigen „The Brazilian“, sorgt eine klangliche Radikalkur für den Bruch: Ein technischer Defekt bleibt einfach stehen und rumort weiter. Auch ruhigere Passagen finden sich nun, wie das vor Fragilität und Nachdenklichkeit fast zerfallende Stück „Birthday Suit“, aber auch lärmende wie das horrormäßig sakrale „Abbots Leigh“. Die technoide Instrumentalreise „Allé Sauvage“ versickert auf einmal fast in irren Synthesizer-Pirouetten, die ans experimentelle „Gone Feral“ des Elektronik-Künstlers James Holden erinnern. Dann setzt der Beat wieder ein und treibt, umrahmt von sphärischen Keyboardsounds, zum Finale.

„King of the Castle“ könnte ein Popsong sein, wenn er seine eingängigen Melodien nicht auf wahnwitzige Weise dekonstruieren würde. Beim zehnten und letzten Track handelt es sich um eine Extended-Version des bereits 2015 erschienenen „When We Fall“. Sie kostet die melancholische Ballade noch intensiver aus. Eine sanfte Gitarre lässt das Stück wie von vorn nach hinten gespielt erklingen, irgendwo zwischen Fatalismus und Zärtlichkeit schwankend. Wo es zu Ende sein könnte, beginnt unerwartet ein sehnsüchtiger Aufbruch. Da ist sie wieder, diese paranoid-genussvolle Spannung. Wenn man will, kann man sie als hintergründig politische Ästhetik begreifen. Sie wird nie eskapistisch, und der beschworene Abgrund, der ist echt. Die Welt befindet sich in einem bedenklichen Zustand, und zugleich bleibt Grund zur Hoffnung. Oder, wie es im vertrackten „Brean Down“ heißt: „The future’s kinda sketchy / So people gotta get along“.

Andrew Müller

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