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heute in hamburg„Von der Forschung vergessen“

privat

Uwe Leps, 66, Autor und ehemaliger Geschichtslehrer, arbeitet bei der Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e.V.

Interview Frieda Ahrens

taz: Warum hat in Fuhlsbüttel Zwangsarbeit stattgefunden, Herr Leps?

Uwe Leps: In Hamburg gab es 1.300 Zwangsarbeitslager. Zwangsarbeit war ein elementarer Bestandteil der NS-Wirtschaft und in Fuhlsbüttel gab es das Lager der Firma Kowahl & Bruns. In dem Lager wurden überwiegend Niederländer untergebracht, die bei Röntgenmüller arbeiteten. Das war damals schon eine Tochtergesellschaft des Philips-Konzerns, die zur Rüstungsproduktion eingesetzt war.

Wo ist die Verbindung zur Gedenkstätte Poppenbüttel?

Die Firma Kowahl & Bruns hat in dem Lager überwiegend Zwangsarbeiter untergebracht, die bei anderen Firmen gearbeitet haben, allerdings war die Firma auch an Tarnungsarbeiten des Hamburger Flughafens und anderen Fliegerorten in ganz Norddeutschland mit eigenen Zwangsarbeitern beteiligt. Und nach den schweren Bombenangriffen 1943 hat die Firma Kowahl & Bruns 300 polnisch-jüdische Frauen aus dem KZ Sasel, das war ein Außenlager des KZs Neuengamme, arbeiten lassen. Sie wurden zur Trümmerräumung, Betonplattenproduktion und zum Bau von Plattenhäusern eingesetzt. Das Plattenhaus Poppenbüttel ist so ein Haus.

Welche Aufgaben hatten die Arbeiter in Fuhlsbüttel?

Es waren insgesamt 144 Zwangsarbeiter, 60 davon Niederländer, 20 Franzosen, aber auch Italiener, Belgier und Bulgaren. In Fuhlsbüttel haben sie unter anderem Granaten produziert. Und es ist natürlich besonders pikant, dass ein niederländisches Unternehmen überwiegend eigene Landsleute fordert, um sie dann im Feindesland Waffen produzieren zu lassen.

Unter welchem Umständen wurden die Arbeiter untergebracht?

Buchvorstellung „Das vergessene Lager“, Zwangsarbeit im Schatten des Flughafens 1943 bis 1945: 18 Uhr, Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel, Kritenbarg 8, Eintritt frei.

Die Zwangsarbeiter schliefen in sehr beengten Verhältnissen. Die Baracken waren schlecht isoliert, im Winter war es sehr kalt, sie hatten kein fließend Wasser, sie hatten mit Ungeziefer zu kämpfen.

Warum nennen Sie es das „vergessene“ Lager?

Das hängt damit zusammen, dass die Willi-Bredel-Gesellschaft diese Baracken 1998 übernommen hat. Die Geschichtswerkstatt hat die Baracken vor dem Abriss gerettet. Es gab schon sehr viele Publikationen über Zwangsarbeit in Hamburg, aber über dieses Lager war eigentlich nichts bekannt. Es wurde von der Forschung vergessen.

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