brief des tages:
Wie viel Wildnis verträgt die Kulturlandschaft?
„Die neuen Wölfe“, taz vom 20. 11. 18
Jeder, der einen Vierbeiner mit Familienanschluss hat, möge sich vorstellen, ihr Liebling liegt mit heraushängenden Gedärmen und Todesangst im erstarrten Blick nach langer Qual im Vorgarten. Kann man so etwas mit einer Entschädigung kompensieren? Würden Sie nach so einem Erlebnis sich wieder ein Haustier zulegen, mit der Aussicht, dass diesem Tier das Gleiche passiert?
Vielleicht verstehen Sie dann die Weidetierhalter, die mit viel Herzblut und wenig Gewinn unsere Landschaft pflegen, die keine Großbauern sind, und deren Tiere genauso zur Familie gehören wie Hund und Katze. In Deutschland gehört jeder Quadratmeter und jeder Baum irgendjemandem. Fakt ist, dass es für die wilden Tiere jeden Tag enger wird. Zivilisationsflüchtlinge gehen unter. Unsere Kulturlandschaft ist kein natürlicher Lebensraum für Wolf und Wisent, die sonst riesige Wälder durchstreifen. Trotzdem haben sie auch das Recht, unter uns zu leben.
Aber wie viel Wildnis verträgt eine Kulturlandschaft, oder wie viel Kulturlandschaft verträgt die Wildnis? Dieser Gratwanderung wird dieser Bericht nicht gerecht. Christoph Krolzig, Öhningen
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