: Trump mischt sich bei General Motors ein
Der amerikanische Autobauer will mehrere Fabriken schließen und kündigt Massenentlassungen an – das passt dem US-Präsidenten überhaupt nicht
Von Dorothea Hahn New York
Nach der Ankündigung von General Motors zum Abbau Tausender Arbeitsplätze in Nordamerika versucht US-Präsident Donald Trump Einfluss auf die Pläne zu nehmen. In einem Interview des Wall Street Journal forderte er den größten US-Autobauer auf, die Produktion in China einzustellen. GM solle seine Fahrzeuge lieber in den USA produzieren. „Sie sollten dort verdammt noch mal schnell eine neue Fabrik eröffnen“, sagte Trump.
Weniger als ein Jahrzehnt nachdem die US-amerikanischen SteuerzahlerInnen „ihre“ Autoindustrie mit 80 Milliarden Dollar aus der Insolvenz gerettet haben, zeigt GM ihnen jetzt den Stinkefinger. Der Konzern, der allein im dritten Quartal 2018 2,5 Milliarden Dollar Gewinn einfuhr, will 2019 fünf Fabriken in Nordamerika – in Michigan, Ohio und in Maryland, sowie im kanadischen Ontario – schließen, bis zu 15.000 Beschäftigte sollen entlassen werden. GM-Chefin Mary Barra stellt die Massenentlassungen als Modernisierung dar. „General Motors wird die Transformation in die Zukunft beschleunigen“, verlautet es aus der PR-Abteilung des Konzerns. Statt auf Limousinen und Kleinwagen, die auf dem US-amerikanischen Markt nicht gut laufen, will sich GM künftig auf die Herstellung von SUVs, Elektrowagen, auf selbstfahrende Autos und auf das Geschäft mit Carsharing konzentrieren.
An der Börse fand diese Ankündigung schon am Montag ein positives Echo. Dort schnellten die GM-Aktien binnen wenigen Stunden um 5 Prozent in die Höhe. Eine der Fabriken, die GM schließen will, befindet sich in Lordstown, Ohio. In unmittelbarer Nähe hat Donald Trump in seinem Wahlkampf die ArbeiterInnen im „Rust Belt“ mit dem Versprechen geködert, er werde Arbeitsplätze und Fabriken in die USA zurückholen. Kurz nach Amtsantritt hatte der Präsident die „großen drei“ – die Autohersteller GM, Ford und Chrysler – damit hofiert, Umweltauflagen seines Vorgängers Barack Obama zurückzunehmen.
Auch seine Steuerreform kam den Konzernen zugute. Nach Einschätzung des demokratischen Sozialisten Bernie Sanders sparte allein GM damit in diesem Jahr bereits über 500 Millionen Dollar ein. Doch zugleich erhöhte Trump mit seinem Handelskonflikt auch die Kosten für Stahl und Aluminiumimporte. Ford beschwerte sich bereits im September, diese hätten dem Konzern „eine Milliarde Dollar Gewinn“ gekostet.
Besonders das bevorstehende Aus einer Fabrik in Ohio ärgert Trump. Mit seinen Wahlkampfversprechen hatte Trump hier im Rust Belt die Mehrheit der Stimmen gewonnen. Nun muss er befürchten, dass die Entlassungen in der Autoindustrie ihn bei der Präsidentschaftswahl 2020 Stimmen kosten können. Er habe GM-Chefin Barra bei einem Gespräch erklärt, sie habe „ein Problem“, sollte das Werk dauerhaft geschlossen bleiben. Die USA hätten viel für GM getan – er sei in der Lage, Druck auf den Konzern mit Hauptsitz in Detroit auszuüben.
GM ist der zweite US-Autokonzern, der Schließungen plant. Zuvor hat bereits Ford ähnliche Schritte angekündigt, ohne konkrete Zahlen zu nennen. GM hatte bereits Ende Oktober 18.000 Angestellten angeboten, gegen Abfindungen zu gehen. Auch die verbleibenden Kollegen stehen vor Problemen: Im kommenden Jahr ist bei GM ein neuer Tarifvertrag fällig. Der Konzern dürfte die Lage nutzen, um Zugeständnisse von der Gewerkschaft zu bekommen.
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