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Susanne Messmer war in einem überdimensionalen Wimmelbuch unterwegsFressen und fummeln in Pergamon

Die Kosten für den Umbau des ersten Abschnitts des Pergamonmuseums waren auf 261 Millionen Euro festgelegt. Jetzt ist von 477 Millionen die Rede. Eröffnung sollte nächstes Jahr sein, nun wird das Museum mit den meisten Besuchern in Berlin erst 2024 fertig. Die Hauptattraktion des Museums, der Pergamonaltar, bleibt also weitere sechs Jahre unter Verschluss.

Nicht weiter verwunderlich also, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Inhaberin des Museums, diese Lücke dringend schließen musste. Warum also nicht eine bewährte Ausstellung nach Berlin zurückholen, die bereits 2011 und 2012 mit 1,5 Millionen Besuchern ein Publikumsmagnet war? Am Freitagvormittag stellte die SPK ihren neuen temporären Bau gegenüber dem Bode-Museum vor, der vor allem ein 360-Grad-Panorama der antiken Stadt Pergamon enthält, wie sie 129 nach Christus ausgesehen haben könnte und wie sie weitgehend 2011 und 2012 im Hof des Museums schon einmal zu sehen war. Das Panorama ist ab diesem Wochenende geöffnet.

Der persischstämmige Künstler Yadegar Asisi ist regelrecht abonniert auf 360-Grad-Panoramen: Er hat auf diese Weise den Everest dargestellt und Amazonien, die Mauer und das Wrack der „Titanic“. Wenn man nun das Panorama Pergamons betritt, ist es vor allem der Altar selbst, der beeindruckt: Ende des 19. Jahrhunderts wurde das, was man von ihm noch finden konnte, ausgebuddelt und nach Berlin verschifft. Asisi hat die Nordseite des Altars, die auf seinem Panorama zu sehen ist, nach neuestem Erkenntnisstand ergänzt und so bunt bemalt, wie sie es tatsächlich war. Das ist schon beeindruckend. Einerseits.

Andererseits zeigt Asisi nicht nur den Altar, wie er gewesen sein könnte, sondern auch das wilde Treiben um den Altar herum, wie in einem überdimensionalen Wimmelbuch: Man kann, da gerade die Festspiele zu Ehren des Gottes Dionysos stattfinden, 40 Komparsen vor allem beim Tanzen, Saufen, Fressen und Fummeln zusehen. „Wir erzählen uns seit 100 Jahren die falsche Geschichte“, sagt Asisi breit grinsend.

Das Problem ist nur: Man brauchte nicht viel Fantasie, um sich das Martialische, Brutale und Sinnliche der damaligen Welt bei der bloßen Betrachtung der echten Reste des Pergamonaltars vorzustellen. Und diese schönen Bilder werden nun von denen ­Asisis übertüncht.

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