Hajo Schiff
Hamburger Kunsträume
: Falsche und gefälschte Kunst

Auch wenn das Wetter einen anderen Eindruck erweckt – es sind nur noch gut fünf Wochen bis Weihnachten. In dieser Zeit sprießen für den jahreszeitlich überschwappenden Kaufwillen überall die unterschiedlichsten Messen. Unter dem Fernsehturm läuft noch bis Sonntag die „Affordable Art Fair“, eine vielleicht partiell lustige, aber eigentlich völlig überflüssige Imitation einer echten Kunstmesse auf Provinzniveau. Und im bisher als „Museum für Völkerkunde“ bekannten MARKK gibt es zum 33. Mal den beliebten „Markt der Völker“, nun unter dem werbestylisch aufgehübschten Namen „MARKK(t)“. Doch solche Peinlichkeiten ändern nichts daran, dass dort bis Sonntag auch ungewöhnliche und nachhaltige, fair gehandelte und didaktisch wertvolle Objekte zu erwerben sind.

Großer Etikettenschwindel ist in der Barlach Halle K angesagt: „Kairos. Der richtige Moment“ ist eine Ausstellung mit dem berüchtigten Fälscher Wolfgang Beltracchi. Der betrog den Kunstbetrieb um zweistellige Millionenbeträge und kassierte dann sechs Jahre Gefängnis. Und obwohl noch immer eine dreistellige Zahl an Fälschungen unentdeckt sein soll, stieg der Maler unverdient zum Medienstar auf.

Nun bleibt der ambitionierte Bild-Handwerker im Geschäft, indem er ausdrücklich Bilder produziert, die aus der Kunstgeschichte bekannte Berühmtheiten hätten malen können, es aber vorzogen, dies zu unterlassen. Flankiert wird das überflüssige Projekt mit Fotos von Mauro Fiorese von selten gesehenen Bildern in den Kunstmagazinen der großen Museen. Zur Eröffnung heute ist eine Einladung nötig und für die bis 19. Dezember laufende Ausstellung im Galeriehaus am Klosterwall wird sogar Eintritt erhoben – vielleicht sollte man die Karten fälschen.

Wer sich ernsthaft mit Kunst auseinandersetzen will, sollte bitte in die zahlreichen Off-Räume gehen oder in kleine Galerien und dort auch preisgünstig kaufen. Da wäre schon mal anzufangen mit dem Nachbarraum der Halle K, der Galerie von Mikiko Sato. Unter dem ausdrücklichen, in der großen Kunstwelt nicht gerne betonten Motto „Small is Beautiful“ wird hier am nächsten Freitag eine Ausstellung mit oft naturnahen, reflexiven und schönen Arbeiten von sieben japanischen Künstlern eröffnet.