: Auf Lehm gebaut
Die Ausstellung „Gehäuse/Gefüge“ in Schwerin setzt soziale, architektonische und geologische Gehäuse und Gefüge in Beziehung. Im Mittelpunkt: der Ziegel
Von Robert Matthies
Sie sind weltweit die Basis für menschliche Siedlungen, und wie sie hergestellt und verwendet werden, sagt viel über die jeweiligen gesellschaftlichen Zusammenhänge. Wie viel man über den Begriff der Arbeit lernen kann, wenn man der Erzeugung und Verarbeitung von Lehmziegeln nachspürt und Arbeitsverfahren in traditionellen, frühindustriellen und hoch industriellen Gesellschaften vergleicht, hat der Filmemacher Harun Farocki 2006 in seiner Zweikanal-Videoarbeit „Vergleich über ein Drittes“ gezeigt.
Im Kunstverein Schwerin stellt Farockis Film in der Ausstellung „Gehäuse/Gefüge“ die globalen Zusammenhänge her. Andere Arbeiten nehmen die lange Tradition der Keramik- und Lehmziegelnutzung in Mecklenburg-Vorpommern in den Blick.
Die Keramikerinnen Lena Biesalski, Lotte Buch und Dana JES etwa setzen sich künstlerisch mit räumlichen und sozialen Anordnungen auseinander, mit fragil erscheinenden Wabenstrukturen, die auf soziale Zusammenhänge verweisen sollen, mit abstrakten architektonischen Strukturen zum Thema „Ortswechsel“ oder mit keramischen Zeichnungen zur Stadt Kaliningrad.
In einem grafischen Forschungsprojekt untersucht die Dortmunder Künstlerin Anett Frontzek außerdem in verschiedenen künstlerischen Medien die norddeutsche Backsteingotik. Die Hamburger Per Pegelow und Maren Goldenbaum-Henkel schließlich schaffen mit ihrer Videoinstallation eine Laborsituation zum Rohstoff Lehm, in der das Material zur Grundlage werden soll für universal einsetzbare, grüne Biotechnologien.
Sa, 17. 11., bis 13. 1. 2019, Kunstverein Schwerin
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