berliner szenen: Vollbärte im vollen Einsatz
No tickets at the door“ hatte in der Ankündigung gestanden. Also früh aufgemacht zur Kantine am Berghain, um Gedränge an der Kasse zu vermeiden und nicht womöglich den Anfang zu verpassen. Am Ziel dann alles ruhig, keine Schlange draußen, drinnen ist es übersichtlich luftig. Ein paar Männer in Flanellhemden, hier und da ein Prachtvollbart, Frauen mit Wollmützen auf dem Kopf, so um die 30. Darunter Besucher, die gut zwei Jahrzehnte mehr an Lebenserfahrung mitbringen. Für Altersdiversität ist gesorgt.
Als die Vorband beginnt, der US-amerikanische Singer-Songwriter BC Camplight samt Liveband, sieht es im Saal noch alles andere als ausverkauft aus. Man steht bewegungslos mit viel Platz, lauscht den sich im Zickzackkurs durch allerlei Ecken der Rockgeschichte zitierenden Songs mit Sinn fürs Handwerk. So ganz zünden will die Darbietung der sechs Musiker aber nicht. Man applaudiert höflich.
Nach der Pause hat sich der Saal deutlich gefüllt. Eigentlich sind ja alle für White Denim aus Texas da. Die Band, die ihr tolles Album „Performance“ mitgebracht hat, überzeugt schon mal mit wallenden Haaren (Sänger und Gitarrist James Petracci, ebenso Keyboarder Michael Hunter). Vor allem aber mit furchterregender Beherrschung ihrer Instrumente. Vom Stil- über Takt- und Rhythmus- bis zum Tempowechsel können die vier Musiker so mühelos umschalten, dass man nicht weiß, ob das echte Menschen sind.
Gegniedel wird bei ihnen zur Kunstform geadelt, die sofort Wirkung im Publikum zeitigt: Vom konsensuellen Mitwippen bis zum heftigen Headbangen ist alles vertreten. Besonders ein Mann, dessen Mähne und Bart sich locker mit denen des Sängers messen können, rastet wunderbar aus. Allerdings teilt er mit den Umstehenden auch seinen Körpergeruch.
Tim Caspar Boehme
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