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Vorerst doch keine Stiftungsuni

Die Friedrich-Schiller-Uni Jena wollte sich für Wirtschaftsgelder öffnen. Warum tut sich nichts?

Von Michael Bartsch

Es ist schon eineinhalb Jahre her, dass die nach Friedrich Schiller benannte Universität Jena die Umwandlung in eine Stiftungsuniversität anstreben wollte. Sie wäre damit nach der Via­drina in Frankfurt (Oder) und der Evangelischen Hochschule Dresden erst die dritte Stiftungshochschule in Ostdeutschland. Doch bei Studierenden und wissenschaftlichem Personal ist die im April 2017 verkündete Absicht überhaupt kein aktuelles Thema. Pressesprecher Axel Burchardt muss einräumen, dass es seither keine nennenswerten Entwicklungen in dieser Frage gab. Es existiert lediglich ein geheimes Gutachten zu möglichen Effekten einer Statusänderung, dessen Inhalt nicht einmal ihm bekannt sein soll.

Universitätspräsident Walter Rosenthal hatte im April 2017 eine Umwandlung der bereits im Jahr 1558 gegründeten ehemaligen Salana in eine Stiftungsuniversität angeregt. Er begründete dies mit einem absehbar schwindenden Finanzspielraum des Landes Thüringen, obschon die Grundförderung der Uni sich allein im Zeitraum 2016–2019 von 155 auf 175 Millionen Euro erhöht. Vor allem beim Sanierungsbedarf und notwendigen Investitionen sah er eine Finanzierungslücke. Die Universitätsleitung verspricht sich von der Rechtsform der Stiftung mehr Autonomie und Flexibilität beispielsweise bei der Planung von Baumaßnahmen, aber auch eine leichtere Einwerbung von Unterstützern aus der Wirtschaft und von privaten Stiftern.

Das von Wolfgang Tiefensee (SPD) geleitete Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium in Thüringen zeigte sich damals aufgeschlossen gegenüber der Jenaer Idee. Nicht so die Linke als größter Partner der rot-rot-grünen Koalition. Für ihren Hochschulpolitiker Christian Schall ist eine Jenaer Stiftungsuniversität „keine Option“. Der Landtag müsste dafür auch ein Gesetz verabschieden, obschon die Uni eine Landesuniversität in einer Stiftung öffentlichen Rechts bliebe. Thüringen würde die Immobilien der Universität in die Stiftung einbringen. Warum die Idee der Stiftung so wenig konsequent verfolgt wird, konnte Sprecher Burchardt nicht sagen.

Es gibt allerdings geteilte Erfahrungen mit dem Status einer Stiftungsuniversität in Deutschland. Einzelne Stiftungsprofessuren sind an zahlreichen Hochschulen längst üblich. Verglichen mit US-amerikanischen Vorbildern wie Harvard bleiben aber zu Zugewinne aus privaten Quellen oder aus dem Stiftungskapital meist hinter den Erwartungen zurück. Harvard deckt etwa ein Drittel seines Budgets aus Kapitalerträgen. Auch der Jenaer Präsident Rosenthal erwartet nicht mehr als eine Erhöhung des Gesamtbudgets um höchstens 5 Prozent. An den Vorbildhochschulen in Niedersachsen beispielsweise blieben die Einnahmezuwächse ebenfalls meist unter den Erwartungen.

Aufschlussreich ist, dass Forschungseinrichtungen wie das HIS-Zentrum für Hochschulforschung Hannover oder das „HoF“ an der Uni Halle-Wittenberg keine eigenen Studien zur Rentabilität von Stiftungshochschulen verfasst haben. Andere liegen schon ein Jahrzehnt zurück, wie eine Untersuchung des Centrums für Hochschulentwicklung CHE in Gütersloh. Als unbestrittener Vorteil gilt die größere Autonomie einer Stiftungshochschule, so die Landesgesetze diese nicht bereits vorsehen. Symbolwert und Identifikationskraft mit der Hochschulstadt werden ebenfalls hervorgehoben.

Das Risiko einer Einflussnahme von Sponsoren auf die Wissenschaftsfreiheit wird als gering eingestuft. Allerdings sieht das CHE das Stiftungsmodell in Deutschland noch als reformerisches Experiment an. Seinen Erfolg müsse es erst noch nachweisen.

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