Preisgekrönte Produktionen

THEATERFESTIVAL Bis Anfang November präsentiert das Hamburger Theater Festival zum vierten Mal viel diskutierte und preisgekrönte deutschsprachige Theaterproduktionen

Böschs Neuinterpretation von Kroetz’ „Stallerhof“ wurde reihum emphatisch gefeiert

VON ROBERT MATTHIES

Es ist eine grandiose Rückkehr. 40 Jahre, nachdem Ulrich Heisings Inszenierung von Franz Xaver Kroetz’ sozialrealistischem Skandal-Drama „Stallerhof“ im Malersaal des Hamburger Schauspielhauses ihre umjubelte Premiere gefeiert und Eva Mattes in der Rolle der unter kognitiven Schwierigkeiten und der kaltherzigen Härte ihrer Eltern leidenden Bauertochter Beppi über Nacht zum Schauspielstar gemacht hat, ist Daniel Böschs mit Szenen aus Kroetz’ Fortsetzung „Geisterbahn“ verkoppelte Inszenierung für das Wiener Burgtheater beim diesjährigen Hamburger Theater Festival zu Gast.

Denn auch Böschs „Stallerhof“ wurde vor zwei Jahren als ebenso differenzierte und präzise wie behutsame und beklemmende Neuinterpretation reihum emphatisch gefeiert. Nicht zuletzt, weil es Sarah Viktoria Frick mit ihrer virtuosen und schonungslosen Darstellung der Beppi gelungen ist, der Ausgestoßenen eine ganz unsentimentale Würde jenseits jeglichen Sozialpathos zu geben – eine ausweglose Selbstbestimmtheit. Für ihre leidenschaftliche „Verkörperung des Sonderbaren“ gab es im letzten Jahr denn auch den renommierten Nestroy-Preis als beste Schauspielerin.

Insgesamt sind im Rahmen des Theater Festivals bis Anfang November neun Produktionen zu sehen, die auch überregional für Furore gesorgt haben. Zu Gast sind unter anderem das Deutsche Theater Berlin mit Stephan Kimmigs Inszenierung von Maxim Gorkis „Kinder der Sonne“, für die Kimmig letztes Jahr den Faust-Preis als bester Regisseur verliehen bekommen hat, das Münchner Residenztheater mit Martin Kušejs Bühnenversion von Theo van Goghs „Das Interview“ und Matthias Hartmanns Inszenierung von Shakespeares „Was ihr wollt“.

Kritik hat dem vollständig privat getragenen in den letzten Jahren eingebracht, dass es ausschließlich auf bewährte Gastspiele mit Theater-Stars setzt. Dieses Jahr gibt es nun erstmals auch eine „Herbstakademie“ für den Theaternachwuchs. Unter anderem spricht dort Wim Wenders zum Thema „Filmblick – Theaterblick.

■ bis 11. 11., Infos und Programm: www.hamburger-theaterfestival.de