„Sudden Death“ im Pfefferhaus

GEWÜRZE Dennis Degener betreibt ein Chili-Fachgeschäft. Die scharfe Schote ist für ihn ein Geschmacksverstärker. Den halben Umsatz macht er mit Soßen

Degener vertritt die Ansicht, dass jeder Mensch scharf essen kann

Die Etiketten auf den Flaschen lassen nichts Gesundes vermuten: „Sudden Death“, „Pain“ oder „Colon Cleaner“ steht dort geschrieben, umrandet von Totenköpfen oder kleinen, grimmig blickenden Teufeln. In den Flaschen, die sich in einem Geschäft in Hannovers Szeneviertel Linden aneinanderreihen, befindet sich Chili-Soße in verschiedenen Schärfen. Dennis Degener importiert die Soßen aus den USA und Mexiko und verkauft sie in dem Laden namens “Pfefferhaus“. Derzeit feiert Degener das fünfjährige Bestehen mit seinem Geschäft.

Entwickelt hat sich das „Pfefferhaus“ vor allem aus den kulinarischen Vorlieben des Eigentümers. „Ich hab schon immer gerne scharfe Sachen gegessen“, sagt der 35-Jährige mit indonesischen Wurzeln. Aus dieser Leidenschaft entwickelte er zunächst einen Online-Shop. Das Angebot stieß auf so große Resonanz, dass er sich entschied, im Sommer 2007 ein Geschäft in Hannover-Linden zu eröffnen. Inzwischen betreibt er eine zweite Filiale in Berlin. Neben den Soßen kann man in beiden Läden frische, getrocknete oder eingelegte Chilis kaufen. Auch Gewürzmischungen und Lollis oder Weingummi werden angeboten. Wer selbst Chilis züchten möchte, bekommt das passende Saatgut.

Am besten verkauften sich aber die scharfen Soßen, in Fachkreisen Hot Sauces genannt, sagt Degener. Davon gibt es rund 300 verschiedene. Etwa 50 Prozent seines Umsatzes mache er damit, sagt Degener. Die schärfste Soße im „Pfefferhaus“ erreicht etwa acht Millionen Scoville, die Einheit, in der Schärfe angegeben wird.

Jahrelang wurde Degener mit seinem Geschäft belächelt, wie er sagt. Inzwischen kämen aber zahlreiche Kunden auch aus anderen Städten Deutschlands zu ihm. Die Deutschen hätten den Chili erst in den vergangenen Jahren richtig entdeckt, sagt er. Und dann sei es erst mal nur darum gegangen, dass etwas möglichst „megascharf ist“. „Jede Currywurst-Bude hat inzwischen ihr eigenes Schärfewettessen“, sagt der Chili-Experte.

Aber das, was man in seinem Laden kaufen könne, sei viel schärfer als „alles aus dem Supermarkt“. Doch darum geht es Degener und seinen Kollegen nach eigenen Angaben nicht vorrangig. „Chili ist ein natürlicher Geschmacksverstärker“, sagt er und erklärt damit seine Mission.

Die wachsende Leidenschaft der Bundesbürger für Chilis hat inzwischen dazu geführt, dass vereinzelt auch deutsche Soßen-Hersteller neben den mexikanischen und amerikanischen auf den Markt drängten. Ein Freund von ihm habe etwa lange in der eigenen Küche an der Herstellung einer solchen Soße herumprobiert, erzählt Degener. „Irgendwann kam er dann mit einem Einmachglas zu mir und fragte, ob ich das verkaufen will.“ Inzwischen füllen die Soßen des Freundes in dem Geschäft ein eigenes Regalbrett.

Degener vertritt die Ansicht, dass jeder Mensch scharf essen kann: „Das ist nur eine Frage der Gewohnheit und Übung.“ Er selbst könne nur noch schwer in Restaurants gehen, da er gerne noch schärfer esse, als es viele gewohnt seien. „Zu Hause habe ich einen eigenen Kühlschrank nur für Soßen“, berichtet er.

Dass eine solche Vorliebe für Scharfes auch mal zu ungewöhnlichen Kombinationen führen kann, zeigen nicht nur die Chili-Bonbons und -Lollis, die es im „Pfefferhaus“ gibt. Längst nicht alle verwendeten die scharfen Soßen nur beim Grillen oder für Herzhaftes, erzählt Degener. Ein Kunde esse sogar sein Vanilleeis mit Hot Sauce.  JULIA SPURZEM