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Saudis überschwemmen die ganze Welt mit Geld

Die Königsfamilie sucht nach Alternativen zum Ölgeschäft und investiert Milliarden weltweit. Vor allem Siemens und mittelständische europäische Firmen profitieren von dem Mega-Reformprogramm

„Das Geschäft mit dem Öl ist ein Auslaufmodell“

Stephan Roll von der Stiftung Wissenschaft und Politik

Von Tanja Tricarico

Die saudische Königsfamilie will ihr Land zum technisch-modernsten und wohlhabendsten Staat der Welt machen – und setzt dazu auf ein gigantisches Konjunkturprogramm. Unter dem ambitionierten Titel „Vision 2030“ hat das Regime bereits rund zwei Billionen US-Dollar sowohl im Land als auch international angelegt. Im Mittelpunkt der Investitionsinitiative steht der Staatsfonds „Public Investment Fund“ mit einem geschätzten Volumen von mindestens 250 Milliarden US-Dollar. Kronprinz Mohammed bin Salman persönlich leitet die Geschicke des Fonds.

Weltweit haben sich die Saudis in großen Unternehmen eingekauft. Bei Apple etwa, bei Twitter, Tesla oder Uber. Geld aus dem Fonds steckt in überdimensionierten Technologieprojekten, wie etwa der künstlichen Stadt Neom am Roten Meer, in der Forschung für Medizinprodukte, im Energiesektor – und in Rüstungsgütern.

„Das Geschäft mit dem Öl ist ein Auslaufmodell,“ sagt Stephan Roll, Experte für den Nahen und Mittleren Osten bei der Stiftung Wissenschaft und Politik. „Die saudische Königsfamilie betreibt nun strategische Investments in andere Wirtschaftsbereiche.“ Das Geld kommt einerseits von der landeseigenen Zentralbank, andererseits aber auch aus der Schuldenaufnahme am internationalen Kapitalmarkt. Die größten Nutznießer des Staatsgeldes sind US-amerikanische oder japanische Firmen – und die Europäer, darunter zahlreiche Mittelständler. Die Touristikfirma Hapag Lloyd ist dabei, die französische Hotelkette Accor oder Großbanken wie die Credit Suisse, HSBC oder auch die Deutsche Bank. Ein Name, der im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Reformprogramm der Saudis immer wieder fällt ist Siemens – sowohl als Auftragnehmer also auch als Geldgeber.

Wenig überraschend ist es daher, dass der Münchener Technologiekonzern zu den Sponsoren der Konferenz Future Investment Initiative gehört, die am Dienstag in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad begann – wenige Tage nach dem Tod des Journalisten Jamal Khashoggi. Aus Protest gegen den mysteriösen Fall legten Hacker die Webseite der Wirtschaftskonferenz stundenlang lahm. Angeblich soll das Konterfei des getöteten Journalisten stattdessen für kurze Zeit auf der Seite zu sehen gewesen sein.

Für Siemens ist Saudi-Arabien ein Milliardenmarkt, vor allem was den Aufbau von Infrastruktur angeht. Derzeit ist das Unternehmen etwa daran beteiligt, die neue U-Bahn in Riad sowie ein neues Gaskraftwerk zu bauen. Erst nach langem Zögern entschied sich Siemens-Chef Joe Kaeser schließlich, doch nicht am „Davos in der Wüste“, wie die Konferenz auch genannt wird, teilzunehmen. Zu groß sind offenbar die Bedenken, was finanzielle Verluste angeht.

Roll glaubt nicht, dass die Firmenbosse sich künftig – nur aufgrund von Menschenrechtsverstößen – das Geschäft mit den Saudis entgehen lassen. „Der Konkurrenzdruck ist groß“, sagt Roll. Asiatische Staaten hätten genug Geld für Investitionen – und weniger Skrupel.

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