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Uth trifft und entschuldigt sich

Schalke 04 erreicht sehr knapp im Elfmeterschießen gegen den 1. FC Köln das Achtelfinale im DFB-Pokal. Den letzten Treffer des Abends erzielte Mark Uth. Nur mit Glück war er an Gelb-Rot vorbeigeschrammt

Der Mann des letzten Schusses: Schalkes Mark Uth (r.) Foto: dpa

Aus Köln Andreas Morbach

Die abendlichen Laufwege von Mark Uth hatten klare Anzeichen einer Auftragsarbeit. Um 21.42 Uhr kam Schalkes Offensivspieler am Mittwoch aus der Kabine des 1. FC Köln – und nur eine Minute später marschierte er aus den Umkleideräumen der Gast-Mannschaft auch schon wieder zurück. In der rechten Hand hielt er nun eines jener hellgrünen Trikots, das die Gelsenkirchener bei ihrem Pokalsieg in der Domstadt – 1:1 nach Verlängerung, 6:5 im Elfmeterschießen – an getragen hatten. Offensichtlich erfüllte der gebürtige Kölner damit den Wunsch eines niedergeschlagenen Zweitligakickers. Und eine etwas beschämte Entschuldigung schwang da bei Uth vermutlich auch mit.

Denn als er vor der Kölner Südtribüne den entscheidenden Strafstoß verwandelte, hätte der Ex-Hoffenheimer eigentlich nicht mehr auf dem Platz stehen dürfen. Nach gut einer Stunde wegen eines Frustfouls an Dominick Drexler bereits verwarnt, stoppte Uth vier Minuten vor Ende der Verlängerung den Ball klar mit der Hand. Referee Harm Osmers entschied folgerichtig auf Freistoß für die Gastgeber, ließ die fällige Gelb-Rote Karte für den Schalker aber aus unerfindlichen Gründen stecken. Der Schiedsrichter war in dem Moment nicht der einzige Verwirrte im Stadion: Auch Uth bekannte später, kurz bevor er das S04-Trikot als textiles Trostpflaster in die FC-Kabine trug: „Ehrlich gesagt, hatte ich bis gerade eben nicht auf dem Schirm, dass ich schon Gelb hatte.“

Das wiederum ließ Cheftrainer Domenico Tedesco zürnen: „Das ist natürlich schlecht. Es wäre schön, wenn die Jungs mitkriegen, wenn sie verwarnt werden.“ Der Stolz der Königsblauen auf den frisch ergatterten Platz im Pokal-Achtelfinale war also angemessen überschaubar – passend zum kantigen Fußball, den der Bundesliga-15. auch in Köln wieder bot.

Nach der Führung für den Geißbockklub durch Jhon Cordoba kurz vor der Pause brachte ein von Rafael Czichos verursachter Handelfmeter den Algerier Nabil Bentaleb – der später beim Elfmeterschießen, vor seinem verschossenen Strafstoß, durch eine unsportliche Geste gegenüber FC-Akteur Marcel Risse negativ auffiel – überhaupt erst in die Lage, sein Team in die Verlängerung zu hieven. Eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit.

Eine halbe Stunde später blieb Mark Uth dann Gelb-Rot erspart. „Die kann man da ruhig mal zeigen“, kommentierte er einsichtig. Und auch auf seinen siegbringenden Treffer bildete sich der letzte Elfmeterschütze des Abends nichts ein. „Mein erstes Tor für Schalke habe ich mir natürlich etwas anders vorgestellt“, erklärte der 27-Jährige stattdessen

Tedesco lobte zwar die Wucht und die Mentalität, mit der sich sein Team der drohenden Pleite beim Spitzenreiter der zweiten Liga erfolgreich entgegenwarf. Gegen den zentralen Makel, die mangelhafte Finesse in ihrem Offensivspiel, haben die knauserigen Schalker (fünf Tore in neun Bundesligaspielen) aber immer noch kein Mittel gefunden. „Das Ausspielen von Kontern haben wir sehr, sehr schlecht gemacht“, moserte Tedesco. Und seine nachfolgende Erklärung – „auch wenn wir es permanent ansprechen“ – machte deutlich, dass den 33-Jährigen der mäßige Lerneifer seiner Schüler langsam auf die Nerven geht.

„Durch ein Elfmeterschießen haben wir glücklich gewonnen“, sagte Tedesco am Ende noch. Und das war Mark Uth, dem besonders Glücklichen, an diesem Abend schon mal einen dankbaren Botengang in die Kabine des Gegners wert.

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