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Radlos an der Elbe

Nach viel Hin und Her soll die Elbchaussee endlich einen Radweg bekommen –mit Umwegen

Von Frieda Ahrens

Endlich soll die Elbchaussee einen Radweg bekommen. Doch nur mit Umwegen: Statt eines durchgängigen Weges sollen RadfahrerInnen zwischen Hohenzollernring und Palmaille umgeleitet werden. Aufgefallen ist das bei einem Beteiligungsverfahren zur Erneuerung der Elbchaussee, das der Landesbetrieb Straßen Brücken und Gewässer derzeit durchführt.

Dort können sich AnwohnerInnen und VerkehrsteilnehmerInnen online zwischen festen Radwegen oder Schutzstreifen für RadlerInnen entscheiden.

Vor gut einem Jahr hatten die AltonaerInnen per Bürger­entscheid gegen einen Radweg am Elbstrand votiert. Die Linke hatte sich damals schon für einen Radweg an der Elbchaussee ausgesprochen. Und auch die Stadt Hamburg hat sich vorgenommen, fahrradfreundlicher zu werden. Der Senat hat sich vorgenommen, wenn Straßen saniert werden, den Fahrradweg auf die Straße zu verlegen.

Dass es nun wieder keinen durchgängigen Radweg auf der Elbchaussee geben soll, stößt auf Kritik: „Statt endlich die lang ersehnte West-Ost-Verbindung für Radfahrer*innen zu schaffen, versucht die Stadt, die Menschen zu verschaukeln“, sagt Samina Mir vom AFDC.

Der zuständige Landesbetrieb erklärt auf der Internetseite, dass dieser Abschnitt umgeleitet werden müsse, „da ein Radfahr- oder Schutzstreifen wegen des zu schmalen Straßenquerschnittes der Elbchaussee und des überdurchschnittlich hohen Verkehrsaufkommens in diesem Abschnitt nicht eingerichtet werden kann“. Die Verkehrsbehörde verweist auf rund 9.000 Autos, die hier jeden Tag mehr fahren als im restlichen Teil der Straße.

Samina Mir überzeugt das nicht: „Zu behaupten, dort sei kein Platz für Radfahrende, um sie deshalb auf Umwege zu führen, ist absurd.“ Auch die grüne Bezirkspolitikerin und Sprecherin des Verkehrsausschusses, Eva Botzenhart, hält den Verweis auf die zu schmale Straße für Quatsch. „Wir sind mit dieser Planung so auch nicht einverstanden – es erinnert an die typische Haltung der 8oer-Jahre, von der wir uns in dieser Stadt eigentlich wegbewegen wollten.“

Dass die AnwohnerInnen mit der Verkehrsführung nicht zufrieden sind, zeigte sich bereits im Mai bei der ersten Beteiligungsphase. Da gaben die meisten Befragten an, den Zustand der Radwege an der Elbchaussee als großen Störfaktor zu empfinden.

Für die Stadt scheinen andere Radwege wichtiger zu sein: Die Metropolregion investiert in die Radschnellwege in die Stadt hinein eine Million Euro. Für Botzenhart besteht jedenfalls noch Diskussionsbedarf: „Das letzte Wort ist noch nicht gefallen.“

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