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Wie baut man ein Land wieder auf?

Wie lange werden wir brauchen, um in Syrien alle Ereignisse zu dokumentieren? Foto: Sergei Grits/ap

Berlin ist meine Stadt. Merken Sie, dass ich „meine Stadt“ sage? Ja, also meine eigene Stadt, sie gehört mir. Denn seitdem ich in dieser Stadt bin, fühle ich mich nicht fremd. Ich fühle mich als Teil dieser Gesellschaft und als eine von den vielen unterschiedlichen Menschen in dieser Stadt.

In Berlin besuche ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Museum. Ich bin ziemlich überrascht, von dem, was ich hier gesehen habe. Für mich ist das etwas Neues. In meinem Land Syrien hatte ich nicht die Gelegenheit, die Zivilisation, der ich angehöre, anzuschauen.

Während des Besuches im Museum für Islamische Kunst habe ich erfahren, dass Hunderte von Menschen aus vielen Teilen der Erde dieses Museum aufsuchten, um die ruhmreiche Zivilisation, der ich angehöre, zu erkunden. In dem Museum für Deutsche Geschichte habe ich die Gelegenheit erhalten, die Kultur und die Geschichte eines Volkes zu erfahren, das ein erfolgreiches Land aufgebaut hat, obgleich es durch den Krieg stark zerstört wurde.

Ich wurde neugierig und wissensbegierig darauf, mehr über die Geschichte und das Kulturerbe und über die Zivilisation dieses Land zu erfahren, das viele Flüchtlinge und mich aufnahm. Ich frage mich, wie Deutschland vor dem Krieg war und wie es zerstört wurde. Vor mir sehe ich Bilder, Zeichnungen, Gemälde, Dokumente, Kriegsgeräte.

Es ist faszinierend, was dieses Land und seine Menschen heute nach weniger als einem Jahrhundert erreicht haben.

Es ist faszinierend, wie es dem deutschen Volk gelungen ist, sein Land wieder aufzubauen. Die Rolle der Trümmerfrauen nach dem Krieg fasziniert mich ganz besonders. Die deutschen Frauen verdienen es, Vorbilder für die Frauen auf der ganzen Welt zu sein. Besonders für die Frauen aus den von Krieg heimgesuchten Ländern dürften sie ein Ansporn sein. Insbesondere für uns syrische Frauen dürfte dies von besonderer Bedeutung sein.

Nach einem Rundgang im Museum für Deutsche Geschichte frage ich mich: Wie lange brauchen wir in Syrien, um nach einem siebenjährigen Krieg alle Ereignisse zu dokumentieren?

Wie können wir, die junge Generation, aus den Erfahrungen der Deutschen Nutzen ziehen? Wie können wir die Instrumente des Wiederaufbaus in unseren Ländern, die vom Krieg heimgesucht wurden, einsetzen?

Was können wir tun, damit diese Heimat uns alle aufnimmt, und dass Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Gleichheit für alle gelten? Zeina Chahin

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