: Strahlenmüll kommt später
Castoren mit hochradioaktivem Atommüll kommen frühestens 2020 nach Brokdorf. Der Betreiber hat noch keine Anträge vorgelegt
Der Transport von sieben Castoren mit wiederaufbereitetem hochradioaktivem Atommüll von England ins Zwischenlager auf dem Gelände des AKWs Brokdorf wird frühestens 2020 erfolgen. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass dies bereits im nächsten Jahr umgesetzt werden könnte“, sagte der Präsident des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE), Wolfram König. Für das Zwischenlager lägen noch keine prüffähigen Antragsunterlagen des AKW-Betreibers PreussenElektra vor, einer Tochtergesellschaft des Energiekonzerns Eon.
Deutschland muss noch fünf Castoren mittelradioaktiven Abfällen aus La Hague aufnehmen und 21 mit hochradioaktiven Abfällen aus Sellafield. Es handelt sich um Atommüll aus Deutschland, der in den Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und England aufgearbeitet wurde. Sie werden verteilt auf die Standorte Brokdorf, Isar (Bayern) und Biblis (Hessen).
Das Zwischenlager in Brokdorf wird Anfang 2019 übergehen an die vom Bund gegründete „BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung“. Sie wird künftig alle zwölf Zwischenlager mit ausgedienten Brennelementen und die zwölf Lager mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen der deutschen Atommeiler führen.
Das Zwischenlager Brokdorf hat eine Genehmigung für 100 Castoren. Bisher lagern dort nach Angaben der Atomaufsicht in Kiel 30 Castoren. Brokdorf stellt die Atomstromproduktion Ende 2021 endgültig ein. Insgesamt 75 Castoren mit Atommüll aus dem eigenen AKW-Betrieb dürften am Ende anfallen plus die sieben Sellafield-Castoren, so eine Sprecherin von PreussenElektra.
Unklar ist aber, ob die Behörden zusätzliche Auflagen für die Lagerung der Sellafield-Castoren machen werden. Atomkraftgegner halten die Lagerrisiken des Behälter-Typs aus Sellafield für größer als für andere Castoren. Die Castoren HAW28M sind laut BfE speziell für radioaktive Abfälle aus der Wiederaufarbeitung vorgesehen. Die atomaren Zwischenlager sind auf 40 Jahre angelegt.
„Wir müssen uns darauf einstellen, dass dieser Zeitraum nicht reicht“, sagte König. Als früherer Präsident des Strahlenschutzamtes habe er die Nutzungsdauer bewusst begrenzt. „Zwischenlager, wie sie derzeit ausgestaltet sind, können keine Endlager sein“, so König.(dpa)
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