heute in hamburg: „Selbstfürsorge als Grundlage für Aktivismus“
Timo Luthmann: 41, ist Klima-Aktivistund engagiert sich im Klima*Kollektiv, bei ausgeCO2hlt und Ende Gelände.
Interview Hannah Maatallaoui
taz: Herr Luthmann, was bedeutet nachhaltiger Aktivismus?
Timo Luthmann: Nachhaltiger Aktivismus ist ein Konzept zur Entwicklung und Stärkung eines langfristigen politischen Engagements. Dieses besteht aus drei Säulen: die Reflexion der eigenen politischen Praxis, die Stärkung des Individuums sowie die Stärkung des Kollektivs.
Welche Fragen stellen Sie sich dabei?
Ich frage: Was stärkt uns individuell? Was stärkt uns kollektiv? Was stärkt unsere Gruppen und Bewegungen? Und in größerer Vision: Welche Dinge stärken eine Gesellschaft?
Welche Antworten haben Sie gefunden?
Selbstfürsorge ist eine wichtige Grundlage für politischen Aktivismus. Gleichzeitig muss das aber im Verhältnis gesehen werden, denn es kann natürlich auch ins Extrem überschlagen. Die verschiedenen Faktoren müssen sich ausbalancieren. Bei manchen Dingen können wir nur auf uns selbst achten, aber teilweise sind die Probleme auch strukturell verankert. Man muss halt gucken, dass man auf den richtigen Ebenen die passenden Antworten findet.
Welche strukturellen Probleme sehen Sie in linken sozialen Bewegungen?
Lesung:
„Politisch aktiv sein & handeln“, 19 Uhr, Gomokry,
Mokrystr. 1
Wenn das Konfliktverhalten nicht konstruktiv geführt wird, ist das ein Problem. Die Art, wie wir miteinander umgehen und kommunizieren, hat große Auswirkungen darauf, ob die Menschen langfristig motiviert bleiben, wir uns entfalten und Bewegungen wachsen können oder ob die Menschen irgendwann ausbrennen.
Ihr Handbuch für nachhaltigen Aktivismus heißt „Politisch aktiv sein & bleiben“. Können auch Menschen, die noch nicht politisch aktiv sind, etwas damit anfangen?
Das Handbuch richtet sich einerseits an Menschen, die sich schon lange politisch engagieren und stellt für sie eine Möglichkeit dar, die eigene politische Praxis noch mal zu vertiefen und zu reflektieren. Gleichzeitig richtet sich das Buch aber auch an Menschen, die grade erst anfangen, sich zu engagieren oder vorhaben, politisch aktiv zu werden. Es bietet einen Überblick, welche Dinge dabei beachtet werden sollten, um gewisse Konflikte zu verhindern. Trotzdem muss jeder Mensch seine eigenen Erfahrungen machen.
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