piwik no script img

Erinnern an die Opfer

Konzert und Lesung in der Gedenkstätte Bergen-Belsen erinnern an die Kontinuität rechten Terrors

Von Alexander Diehl

Es ist ja nicht so, dass man nach den Anlässen lange suchen muss in Zeiten der Morde durch den rechtsterroristischen „Nationalsozialistischen Untergrund“ oder auch das allgemeine Erstarken von Autoritarismus und nationalistischem Gedröhn. Und wo heute rechter Mob, der partout keiner sein will, sein braunes Süppchen kochen will auf dem Feuer bedauernswerter Bluttaten, so brannten ja auch in den frühen 1990er-Jahren Häuser, deren Bewohner angeblich zu wenig deutsch waren.

Wie kontinuierlich aber die gesamte deutsche Nachkriegsgeschichte hindurch rechter Terror präsent war: Daran soll am Sonntag eine Matinee in der KZ-Gedenkstätte im niedersächsischen Bergen-Belsen erinnern. Überschrieben mit dem vielleicht bekanntesten Zitat des KZ-Überlebenden und Schriftstellers Primo Levi – „es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“ – wollen Rezitator Roman Knižka und das Berliner Bläserensemble Opus 45 zudem all derer gedenken, die Opfer rechten Terrors geworden sind, sei der nun staatlicher gewesen oder gerade nicht.

Textlich beleuchtet das Programm schlaglichtartig einschneidende Ereignisse in der Entwicklung der extremen Rechten seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, darunter die Schändung der Kölner Synagoge im Jahr 1959, das Attentat auf Rudi Dutschke, das Oktoberfestattentat in München, die Pogrome von Solingen und Rostock und den NSU. Den musikalischen Kommentar, stellenweise auch Kontrapunkt bilden Stücke von Paul Hindemith, Pavel Haas und György Ligeti – drei Komponisten also, die auf je eigene Weise Opfer des Nationalsozialismus waren: Haas wurde in Auschwitz ermordet, Ligeti verlor weite Teile seiner Familie, und Hindemith vertrieb man als Verfasser sogenannter „entarteter Musik.

Konzert und Lesung: So, 23.9., 12 Uhr, Gedenkstätte Bergen-Belsen, Lohheide

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen