Tausche große Wohnung gegen kleine

Die lang geplante Tauschbörse für die Mieter der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften ist gestartet

Zu den Absurditäten des Berliner Wohnungsmarkts gehört, dass Menschen in Wohnungen leben, die ihnen – etwa nach Auszug der Kinder – eigentlich viel zu groß sind. Sie wollen aber nicht in eine kleinere umziehen, weil die auf dem leeren Markt oft deutlich mehr Miete kostet als die bisherige – schließlich sind die Preise in letzter Zeit dramatisch gestiegen. Eine Tauschbörse war deswegen schon lange der Wunsch von Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke).

Nun ist er wahr geworden, zumindest für die Mieter der sechs landeseigenen Wohnungsgesellschaften. Sie können über eine solche Börse eine andere Wohnung finden. Wenn etwa eine Familie Kinder bekommt und eine größere Wohnung braucht, kann sie über das Online-Portal jemanden suchen, der weniger Platz benötigt. „Das Besondere daran: Die jeweiligen Nettokaltmieten beider Wohnungen bleiben unverändert“, teilte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Montag mit.

Die Plattform www.inberlinwohnen.de können Bestandsmieter der sechs Gesellschaften Degewo, Gesobau, Gewobag, Howoge, Stadt und Land sowie WBM nutzen. Bisher war der Tausch nur innerhalb einer Gesellschaft möglich, nun geht das über die Grenzen der sechs Unternehmen hinweg.

Laut Senatsverwaltung können rund 600.000 Mieter das Angebot nutzen. Die Partner behalten bei einem Tausch nicht ihren bisherigen Quadratmeterpreis, übernehmen aber den Quadratmeterpreis des anderen Mieters, ohne dass ein Zuschlag erhoben wird.

Der Berliner Mieterverein hält das Portal für eine gute Idee, warnt aber vor zu großen Erwartungen. Durch Verzicht auf einen neuen Vertrag und eine entsprechende Mieterhöhung werde eine Hemmschwelle abgebaut, sagte Geschäftsführer Reiner Wild. Das Angebot sei aber auf die städtischen Unternehmen beschränkt. Hinzu komme, dass viele Menschen nach Jahren nicht mehr umziehen wollten.

Auch Lompscher selbst hält die Idee nur für einen kleinen Baustein, um die Wohnungsnot zu bekämpfen: „Man darf sich von diesem Instrument nicht zu viel versprechen“, hatte sie im März auf einer Klausur der Linksfraktion gesagt. (taz, dpa)