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Sehnsucht bleibt

Über die blaue Linie und das beste Marathon-Wetter

Von Stefan Alberti

Sie ist wieder da. Die blaue Linie auf dem Asphalt der Marathonstrecke, 42,195 Kilometer gestrichelter Wegweiser zu sportlichem Ruhm oder Ausdauer-Desaster. Jedes Jahr im September dasselbe: Ein Blick auf die frische Farbe auf der Strecke, an der Straße des 17. Juni, an der Yorckstraße, am Potsdamer Platz, und sie ist wieder da – die Sehnsucht nach diesem Erlebnis, dabei und schnell gewesen zu sein. So muss es jemandem auf Entzug angesichts eines großen Hellen in Reichweite gehen: Ein bisschen Sucht bleibt.

Es schien so logisch: Aufhören, wenn’s am schönsten ist, wenn die lang gejagte Bestzeit geknackt ist. Und doch gehen die Gedanken angesichts der blauen Linie sofort wieder zurück zu diesem einen Tag, an dem alles klappte, an dem die Beine nicht wie zuvor schon bei km 32 am Fehrbelliner Platz müder wurden, an dem es noch rund und mit zunehmendem Glücksgefühl über den Ku’damm ging, vorbei am Potsdamer Platz, an dem am Ende die Zeit auf der Uhr am Zielbogen tatsächlich unter der ganz persönlichen Traumgrenze blieb.

Rückfällig werden

14 bis 17 Grad sind bislang für Sonntagvormittag angesagt. Gute Bedingungen, bestzeitverdächtig, wenn es nicht wärmer wird – großer Quatsch ist es, wenn nachher oft von „bestem Laufwetter von 22 Grad“ zu lesen ist.

Immer der blauen Linie entlang werden sie laufen, die über 30.000 Starter, dem Ziel entgegen, der Bestzeit, dem Überströmen der Gefühle … man könnte rückfällig werden. Vielleicht doch noch mal? Nächstes Jahr?

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