piwik no script img

berliner szenenEiskugeln gegen Stangentanz

Auf der Suche nach einer Eisdiele landen mein Begleiter und ich am Gendarmenmarkt. Vor der Eisdiele hat sich eine ordentliche Schlange gebildet. Bevor ich mich davon entmutigen lassen kann, kommt vom Himmel eine gestrickte Mütze auf uns zu. Ein Blick nach oben verrät: Sie hängt an einer Schnur, die an einer Angelrute befestigt ist, die ein Typ über den Fenstersims gebeugt in den Händen hält. Umgeben von gespannt nach unten guckenden Party-People.

„Drei Kugeln Schokolade“, so lautet die Bestellung. In der Mütze befinden sich drei Fische aus Pappkarton. Bei meiner Begleitung handelt sich um einen oldschool Gentleman: Er nimmt meine Bestellung ebenso selbstverständlich an, wie er drei Kugeln Schokoeis dazubestellt. Den dritten Becher legt er in die Mütze. Die vom offenen Fenster grinsenden Partyleute holen sich die Mütze hoch.

Als die Bestellung oben angekommen ist, reklamieren mein Begleiter und ich eine Belohnung. Diese wird uns in Form einer Schnapsflasche heruntergelassen. Doch mir ist danach, selbst Teil der Party zu werden!

Nach anfänglichem Zögern folgen die Koordinaten. Kurz darauf stehen wir in einer Wohnung voller Leute. Mitten im Zimmer ein Plüschpodium und eine Pole-Dancing-Stange. Während mein Begleiter beim Schnapstrinken neue Freunde macht, nehme ich einen Crashkurs in Pole-Dancing. „Einfach mit den Händen möglichst fest anklammern und sich um die Stange schwingen!“ Gesagt, getan: Ich nehme Geschwindigkeit auf und drehe mich mehrmals um die Stange. Ich höre heftigen Applaus. Mir wird bewusst: Er gilt nicht Peter Maffay, sondern mir. Verlegen lockere ich den Halt. Und bin enttäuscht über meine Scheu. Ich hätte mich noch lange drehen können.

Emmi K.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen