: Wiedersehenmit einem Altar
Das Pergamonmuseum wird bis mindestens 2023 saniert. Nun gibt es einen Termin für den Interimsbau
Seit vier Jahren liegt der weltberühmte Pergamonaltar in einem Dornröschenschlaf. Versteckt hinter einer stabilen „Einhausung“ aus Metall soll der riesige Steinkoloss aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus die Sanierung „seines“ Berliner Museums unbeschadet überstehen. Die Wiedereröffnung ist frühestens 2023 geplant.
Ab November sind jetzt aber zumindest wieder Teile für Besucher zu sehen. Dann wird das lang ersehnte Ausweichquartier direkt gegenüber der Museumsinsel eröffnet, wie die verantwortliche Stiftung Preußischer Kulturbesitz mitteilte. Ursprünglich war der Start bereits für Ostern dieses Jahres vorgesehen.
In dem temporären Bau mit dem ambitionierten Namen „Pergamonmuseum. Das Panorama“ wird der restaurierte Telephos-Fries aus dem Altar zu sehen sein, dazu weitere wichtige Meisterwerke der antiken Metropole. Eine 3-D-Visualisierung soll einen Gesamteindruck der monumentalen Anlage an der kleinasiatischen Küste in der heutigen Türkei vermitteln.
Der Künstler Yadegar Asisi zeigt zudem ein riesiges, nach wissenschaftlichen Kriterien überarbeitetes Rundpanorama der Stadt. Bei einer ersten Ausstellung 2011/2012 hatte sich dieses mit Musik und Tönen untermalte Bild als Publikumsmagnet erwiesen. Mit dem neuen Ausstellungshaus soll nach den Worten von Stiftungspräsident Hermann Parzinger das Thema Pergamon für die Besucher „erfahrbar“ bleiben.
Der Interimsbau – ein anthrazitfarbener Block mit einem wuchtigen, mattgoldenen Turm – ist ein Novum für die Staatlichen Museen. Die Stuttgarter Wolff Gruppe hat das Haus nach einer Idee von Asisi mit privatem Geld in Leichtbauweise errichtet, die Kosten sollen durch den Eintritt wieder hereinkommen. Das Grundstück stellte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben kostenlos zur Verfügung.
Grund für die aufwendige Aktion ist die andauernde Sanierung des Pergamonmuseums. Das Anfang des vorigen Jahrhunderts eigens für den Altar gebaute Haus wird seit 2013 in zwei Abschnitten saniert. Ein Großteil des Altars, vor allem der legendäre Gigantenfries am Sockel, sollte dabei aus Sicherheitsgründen nicht ausgebaut werden. Er bekam seine Schutzhülle, der Altarsaal wurde 2014 für Besucher geschlossen.
Inzwischen hat sich, wen wundert’s in Berlin, die eigentlich für 2019 erhoffte Wiedereröffnung mindestens bis 2023 verschoben. Vor zwei Jahren teilten die Verantwortlichen mit, vor allem Schwierigkeiten mit dem Baugrund hätten zu den Verzögerungen geführt. Die Kosten stiegen demnach von 261 auf sage und schreibe 477 Millionen Euro.
Mittlerweile gehen die Sanierungsarbeiten voran, teilte das verantwortliche Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung mit. Die Tiefbaumaßnahmen seien abgeschlossen, die Dachkonstruktion und die Lichtdecken fertiggestellt, sagte eine Sprecherin. Derzeit laufe der Einbau einer neuen Treppenanlage für den barrierefreien Zugang zum Haus.
Derweil läuft Tür an Tür im Südflügel der Museumsbetrieb weiter. Dort sind Attraktionen wie das Ischtar-Tor, das Markttor von Milet und die Mschatta-Fassade wie gewohnt zu sehen. Nach der Eröffnung des Ausweichquartiers ist ein gemeinsames Ticket für beide Häuser geplant. (dpa)
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